Phänomenologie der Sinnereignisse

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‚Phänomenologie der Sinnereignisse‘ – der Titel trägt dem radikalen Wandel Rechnung, den die phänomenologische Philosophie in den letzten Jahrzehnten durchlaufen hat. So wird die Genese von Sinn immer weniger ausschließlich oder wesentlich als die aktive Leistung eines konstituierenden, intentionalen, ’sinngebenden‘ Subjekts angesehen; in den Fokus des Interesses treten vielmehr jene teils anonymen Prozesse einer Erzeugung von Sinn, die das Subjekt überraschen, seine Erwartungen durchkreuzen, es gar in Frage stellen. Wichtige Impulse für diese Entwicklung gehen auf Emmanuel Levinas und Michel Henry und in jüngerer Zeit auf die Denker einer Neuen Phänomenologie in Frankreich zurück, vor allem auf Jean-Luc Marion und Marc Richir, die im vorliegenden Band mit aktuellen Beiträgen vertreten sind.Eine der Quellen für dieses neue Verständnis ist Husserl selbst, und nicht wenige Beiträge bezweifeln die Notwendigkeit einer weitgehenden Revision des Husserl’schen Ansatzes oder gar eines Bruches mit ihm. Doch nicht zum Selbstzweck wird die Vermittlung mit der phänomenologischen Tradition gesucht, sondern um die fruchtbaren neuen Perspektiven auszuweisen, die sich mit Blick auf Leiblichkeit und Psychopathologie und im Weiteren für das Denken des Ethischen und des Politischen daraus ergeben.