Karl Jaspers zählt zu den profiliertesten politischen Denkern des 20. Jahrhunderts. Man hat seine politische Philosophie häufig aus den Erfahrungen des Nationalsozialismus motiviert: der persönlichen Bedrohung, der Gleichgültigkeit des öffentlichen Bewußtseins, dem fast vollständigen Versagen auch der akademischen Institutionen im Dritten Reich. In der Tat sind die Analysen zur Schuldfrage und die Warnung vor neuerlichen totalitaristischen Tendenzen der Bundesrepublik ohne diese Erfahrungen nicht zu verstehen. Dennoch akzentuieren sie nur in besonderer Schärfe einen Zusammenhang zwischen Philosophie und Politik, der für Jaspers immer bestand: „Philosophie ist nicht ohne politische Konsequenzen“, Konsequenzen, die offenzulegen zum Begriff des Philosophierens selbst gehört: „Was eine Philosophie ist, zeigt sie in ihrer politischen Erscheinung.“
Entgegen den vor allem mit dem Stichwort Existenzphilosophie verbundenen Vorurteilen einer bloß appellativen Haltung bezieht Jaspers damit die Politik in exemplarischer Weise auf philosophische Grundlegungsfragen. Der Band enthält neben Beiträgen von Ernst Benda, Klaus von Beyme, Volker Gerhardt, Alfred Grosser, Elmar Holenstein, Hermann Lübbe, Ram Adhar Mall, Kurt Salamun, Hans Saner, Reiner Wiehl und Richard Wisser einen bislang unveröffentlichten Vortrag von Jaspers über „Politische Stinnnungen“ (1917).
- Veröffentlicht am Montag 23. Dezember 2024 von Universitätsverlag Winter GmbH Heidelberg
- ISBN: 9783825309206
- 267 Seiten
- Genre: 20., 21. Jahrhundert, Hardcover, Philosophie, Softcover