Mit der Aufklärung beginnt – flankiert von den Begriffen Willensfreiheit und Selbstbestimmung – in der Philosophie der Siegeszug des Ideals des mündigen Subjekts, auf das hin zu erziehen fortan vornehmliche Aufgabe der Schwesterdisziplin Pädagogik sein sollte. Die Erfolgsgeschichte setzt sich bis ins 20. Jahrhundert etwa in Form der kritisch-emanzipatorischen Erziehungswissenschaft fort, obwohl zunehmend Bedenken gegen zentrale Grundannahmen, auf denen das Ideal des souveränen Subjekts basiert, laut werden. Gegen Jürgen Habermas, den Wortführer eines zu vollendenden Projekts der Moderne, untergraben philosophische Autoren wie Derrida und Deleuze unter Berufung auf Nietzsche den für die Aufklärung zentralen Begriff des Subjekts – Foucault verkündet gar den „Tod des Subjekts“.
Auch von Seiten der erstarkenden Neurowissenschaften wird die für das autonome Subjekt unverzichtbare Grundbedingung der Willensfreiheit zunehmend attackiert. Die Bewusstseinsinhalte seien neuronal determiniert, das vermeintlich freie, sich selbst bestimmende Subjekt sei eine Illusion, hervorgerufen durch rein materielle Prozesse im Gehirn. Das vorliegende Buch erarbeitet auf der Grundlage der philosophischen Anthropologien Nietzsches und Merleau-Pontys ein Modell leiblich fundierter Subjektivität, die zwar nicht über sich selbst verfügt, doch mehr ist als ein bedeutungsloses Epiphänomen neuronaler Aktivitäten. Modelle eines „leiblichen Selbst“ (Nietzsche) oder eines „natürlichen Ich“ (Merleau-Ponty) werden aus dem Ganzen der Philosophien dieser Autoren extrahiert, ihre Positionen in der Tradition der Leib-Seele-Diskussion und eines sich seit der Antike verändernden Subjektbegriffs verortet, im Zusammenhang mit der oben geschilderten Kontroverse zwischen Subjektkritikern und -verteidigern diskutiert und ihre Relevanz für die Bildungstheorie erörtert.
- Veröffentlicht am Mittwoch 6. April 2011 von wvb Wissenschaftlicher Verlag Berlin
- ISBN: 9783865736055
- 212 Seiten
- Genre: 20., 21. Jahrhundert, Hardcover, Philosophie, Softcover