Theaterbibliothek

Drei Stücke

von

Claudius Lünstedt zählt zu den großen Talenten der jungen deutschsprachigen Dramatik. Für seine ersten drei Theaterstücke, die wir in diesem Band veröffentlichen, wurde er mit dem Else-Lasker-Schüler-Stückepreis, dem Lenz-Preis und dem Deutsch-Niederländischen Jugenddramatikerpreis ausgezeichnet. Zentrales Thema dieser Texte ist das Aufbegehren gegen die Elterngeneration, mit deren erstarrter, enger Welt der Unbedingtheitsanspruch der Jungen kollidiert. In einer lakonischen, harten Sprache zeigt Lünstedt ihre Ausbruchs- und Orientierungsversuche, die immer wieder in Gewalt münden.

ZUGLUFT handelt von einer Familie, deren Alltag in der beengten Wohnung aus den Fugen gerät, als der Vater überfallen wird. Mitschüler hänseln den Jungen, weil der Vater den Angriff ohne Gegenwehr über sich hat ergehen lassen. Während der Junge gemeinsam mit seinem Freund Kolja Pläne schmiedet, den Vater zu rächen, geht die Mutter ein intimes Verhältnis zu dem Täter ein. Die Konflikte schwelen im Raum, Sprachlosigkeit erstickt die Familie, bis die Situation eskaliert.

MUSST BOXEN erzählt vom Überlebenskampf Svens, der aufbricht, um im Westen sein Glück zu machen, aber feststellen muss, dass in anderen Verhältnissen sich die Menschen nicht zwangsläufig anders verhalten. Sätze sind nicht mehr intakt; Schweigen schlägt um in Handgreiflichkeit.

In VATERLOS ist der junge Felix auf der Flucht. Er begehrt gegen seine Umwelt auf, glaubt, der Sohn des Sonnengotts zu sein. Felix macht sich auf die Suche nach seinem Vater, findet aber nur Überreste einer patriarchalischen Gesellschaft. Gräulich-absurde Vater-Figuren stellen sich ihm in den Weg und müssen dafür mit dem Leben bezahlen.