Wenn die Bauersfrau sich mehr für den Knecht interessiert als für den eigenen Ehemann, dann war bereits vor 200 Jahren Feuer im Dach und solche Händel und Streitigkeiten endeten nicht selten vor dem Ehegericht. Lokalhistoriker Ernst Züst hat alte Protokollbücher der Ehegerichte im Appenzeller Vorderland studiert und die daraus gewonnene Erkenntnisse mit seinem profunden lokalhistorischen Wissen über die Gegend im Osten des Appenzellerlandes kombiniert. Entstanden sind Geschichten und Episoden, die in ihrer Gesamtheit ein Stück Schweizer Sittengeschichte des 19. Jahrhunderts zeichnen.
Züsts Geschichten zeigen die grosse Abhängigkeit der Frauen von den Männern in jener Zeit auf. Unverheiratete Frauen hatten in der damaligen Gesellschaft einen schweren Stand. Gekonnt erzählt Züst im Kurzenberger Dialekt von den Brot austragenden Buben, den Brodböblis, und den Männern, die von Haus zu Haus zogen um die Sägen zu schleifen, den Sägefiilers eben. Und schon damals kreuzten immer wieder Frauen die Wege der Männer und nur zu oft durchkreuzten sie deren Pläne. Dabei blieb man sich nichts schuldig, die Sprache war derb, die Umgangsformen aus heutiger Sicht rüde. Und wegen Nichterfüllen der ehelichen Pflichten, streitiger Eheversprechen oder Vaterschaftsklagen hatten nicht nur Bauern und Weber vor Gericht zu erscheinen, sondern ebenso Fabrikanten und manchmal sogar der Pfarrer.
Die Lektüre von Mundarttexten ist nicht jedermanns Sache. Deshalb gibt’s das Buch auch als Audio-CD, vorgelesen von Ernst Züst.
- Veröffentlicht am Montag 16. Dezember 2024 von Appenzeller
- ISBN: 9783858823298
- 96 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur, Hardcover, Softcover