Mr A

Alzheimer des Vaters

von

Einen Menschen mit Alzheimer zu begleiten, heisst, den Weg mit ihm jenseits der Normen zu gehen. Manchmal ohne Sprache, dafür mit Gespür. Sich darauf einzulassen, ist das Schwierigste. Wenn esgelingt, kann es bereichernd sein.Wer kennt seine Eltern wirklich? Mal waren sie unsere Vorbilder. Wir ahmten sie nach, lernten, hörten zu, diskutierten, erfüllten Erwartungen, erfuhren Liebe und Enttäuschungen … Das ist der Gang der Dingein vielen Familien. Wir werden erwachsen, haben vielleicht eigene Kinder, und es beginnt von vorne. Trotzdem bleiben wir immer Kinder. Das Kind unserer Eltern. Alzheimer (Mr A) bringt alles durcheinander. Das Eltern-Kind-Verhältnis verändert sich. Die Tochter übernimmt plötzlich Verantwortung für den Vater, lernt ihn anders kennen, entdeckt seine Freuden, Ängste, seineSichtweisen aus einer völlig neuen Perspektive. Viele glückliche, traurige, besinnliche, komische, wertvolle und beängstigende Momente sind es für die Autorin geworden. Momente aus derSicht des Vaters mit Mr A, Momente aus der Sicht der Tochter. Aus ihren Aufzeichnungen ist ein einfühlsames und in seiner Form unübliches Buch entstanden, mit abrupt abgebrochenen Zeilen. Ein Buch, welches Momentaufnahmen beschreibt, die der Krankheit ein wenig den Schrecken nehmen. Und einmal mehr bestätigt, dass es sich lohnt, mehr hinzuhören und ‚hinzufühlen‘, als zu viel zu sprechen.
‚Der Autorin gelingt etwas sehr Ungewöhnliches: Sie nimmt der Demenz die Tragik und Schwere, indem sie das Sein ihres Vaters so schildert, wie sie und alle Bezugspersonen auf dieses Sein im Augenblickeingehen. Die Ich-Perspektive wird so fast durchgängig zur Du-Perspektive. Damit wird klar, welch sensible Wahrnehmung des Gegenübers notwendig und wie wichtig diese ist. Ebenso gelungen finde ich, dass eseine unter die Haut gehende Liebesgeschichte gibt. Die ist nur mit wenigen Worten angedeutet, aber diese wenigen Szenen und Worte sagen unglaublich viel. Auch der Abschied vom Vater, der Sterbeprozess, ist –ohne Pathos – einfühlsam dargestellt. Das Buch hat mich sehr berührt.’Gesina Stärz