Nach seinem erfolgreichen Romanerstling »Webfehler« legt Urs Faes seine zweite Prosaarbeit vor: »Der Traum vom Leben«. Ein Zitat von Robert Walser hat dem Band den Titel gegeben, steht als Motto über den sechs Erzählungen und zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch hindurch. Es sind Geschichten von Menschen, die, ohne sich dessen bewusst zu sein, ein Leben lang Illusionen, ihrem Traum vom Leben, nachrennen und dadurch am Leben vorbeileben.
Doch die grossen Träume, sorgsam gemalte und immer neu und eifrig genährte Lügengespinste, erweisen sich eines Tages als untaugliches Mittel zur Flucht aus dem Alltag, die sich rächt und den Flüchtenden – oft unerwartet – auf sich selbst zurückwirft.
Urs Faes nimmt in den Erzählungen die Themen seines Romans wieder auf: das Geprägtsein des Einzelnen durch die Verhältnisse, in denen er lebt, das Funktionieren um jeden Preis, die Angst vor dem Alltag, die Flucht aus einer krankmachenden Realität, die vergebliche Suche nach Liebe, das oft nutzlose Hoffen auf Veränderung. »Wir leben in einer Vorkriegszeit, denke ich manchmal. Und was sind gegen all diese Tendenzen unsere Transparente, unsere Aufschreie, unsere Hoffnungen.« Dennoch ist auch in diesem Buch wieder eine trotzige Zuversicht zu spüren, der Resignieren fernliegt, die im Gegenteil zum Widerstand, zu Aus- und Aufbruch aufruft, zur Veränderung der bestehenden Wirklichkeit.
- Veröffentlicht am Sonntag 11. November 1984 von Lenos
- ISBN: 9783857871269
- 140 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur