Die würdige Greisin

Roman

von

Heinrich Wiesner legt – nach „Schauplätze“, „Das Dankschreiben“ und „Der Riese am Tisch“ – mit „Die würdige Greisin“ seine vierte grössere Prosaarbeit vor. Nach einem unglücklichen Sturz, der bös hätte ausgehen können, wird die neunzigjährige Anna, die allein auf einem kleinen Bauernhof lebt, von ihrem Sohn Hans ins Altersheim gebracht.
Zum erstenmal in ihrem Leben muss Anna – „ich bin nicht alt, nur hochbetagt“ – das Dorf, ihre gewohnte Umgebung, verlassen. Obwohl sie jetzt nur vier Dörfer entfernt lebt, fühlt sie sich wie in der Fremde. Alles ist fremd: das Bett, das Essen, der genau festgelegte Tagesablauf, die erzwungene Untätigkeit. Das Altersheim bedeutet für die Emigration, Entwurzelung, Reduzierung auf einen zu kleinen Lebensraum und nicht zuletzt auch Entmündigung. Fünf Wochen nach der „Einlieferung“ flieht sie nach Hause zurück.
Doch als der Winter vor der Tür steht – „Ich bring das Haus nicht mehr warm“ – und Anna gesundheitlich immer mehr Probleme bekommt, entschliesst sie sich, ins Altersheim zurückzukehren. Jetzt stimmt der Zeitpunkt für sie, hat sie ihn doch selbst gewählt.