Es begann in St. Petersburg

Erinnerungen einer Heimatlosen

von

Nina, in St. Petersburg geboren, ist gerade vier Jahre alt, als sie mit ihrer Familie in die Verbannung geschickt wird, und noch ein Schulkind, als sie 1943 mit den Eltern aus Russland fliehen muss. Nachdem ihr Vater als Dolmetscher für die deutsche Besatzungsmacht gearbeitet hat, kann die Familie beim Abzug der deutschen Armee nicht in Russland bleiben und flieht nach Berlin, wo Mutter und Tochter zunächst bei einer Tante unterkommen. Der Vater ist schwer lungenkrank und muss sofort ins Krankenhaus, wo er kurz darauf stirbt. Als sie im Zuge der Repatriierung als russische Staatsbürger nach Russland zurückgeschickt werden sollen, gelangen sie als Begleitpersonen eines Transports kranker Kinder in die Westzone. Das Schicksal wird Nina später über Deutschland und Frankreich nach Belgien verschlagen, wo sie mit ihrem Ehemann endlich sesshaft wird. Eine Heimat im Sinne der Autorin aber hat sie auch dort nicht gefunden. Denn ihre Heimat ist ihre Muttersprache, deren Reichtum, ruhige Grazie und Seelenbezogenheit untergegangen sind. Das russische Volk spricht heute nicht mehr diese Sprache. Dadurch erst wurde Nina D’Orliac heimatlos, und so fühlt sie sich nach all den Jahren heute noch.