Kär, Kär, Kär! Osnabrücker Möchtegern-Wörterbuch

Gewachsene, aber auch offen geklaute Begriffe und Redewendungen sowie die Erzählung Fluch-Reise mit Tante Elli von Heiko Schulze

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Gibt es Osnabrückisch überhaupt?

Nein! Das sagen zumindest alle gängigen sprachwis-senschaftlichen Erkenntnisse. ‚So echt in Ernst‘ soll das hier auch nicht bestritten werden, die Auflistung erfolgt eher ‚nur so aus Spaß‘. Dafür war unsere Stadt in ihrer gesamten Geschichte viel zu sehr eine reine Durchlaufstation. Trotzdem empfinden dies viele Osnabrückerinnen und Osnabrücker ganz anders: Weilt man nämlich irgendwo in fremden Gefilden, womöglich sogar fernab aller deutschen Lande, egal, ob auf einem Campingplatz, im Hilton, in gegnerischen Fußballstadien, auf einer Kleinkunstbühne, auf einer Autobahnraststätte oder in einem Flughafen-Terminal, erkennen sich Osnabrücker Menschen schon nach kurzem Einhören in irgendwelche Dialoge. Dies wiederum liegt meist weniger an ganz speziellen Begriffen, die es natürlich auch vereinzelt gibt, sondern vor allem an der typischen Aussprache, vermischt mit einem be-sonderen, eigenartig zusammengewürfelten Um-gangsdeutsch.

„Kär, Kär, Kär! Mal in Ernst! Jetz mal ährlich“: Kein normaler Mensch außerhalb unserer Heimat bringt es fertig, ‚untere Bioke‘ zu sitzen, dabei ‚Kioschen‘ zu verspeisen und zugleich ‚gut zufrieden‘ zu sein und das Ganze auch noch ‚hääärlich!‘ zu finden.
Aus obigen Gründen soll dieses Mini-Lexikon natürlich keinesfalls sprachhistorische, linguistische oder gar kommunikationstheoretische Ansprüche erfüllen. Es gibt also nur so etwas wie eine sehr einseitig gefühlte Eigensprache wieder. Zumal wir wissen, dass der Osnabrücker Mensch an sich einer eigentümlichen, geschichtlich-geografischen Mischung von ‚tolopen Volk‘ entstammt: Westfalen, Emsköppe, Südoldenburger, Ostfriesen, ganz zu schweigen von ohnehin weltweit zugereisten Individuen, die sich irgendwann, gewollt, erzwungen oder zufällig, in den Osnabrücker Mischtegel begeben haben und zu sprachlichen Durchlauferhitzern wurden. Viel zur Umgangssprache beigetragen haben natürlich auch wandernde Handwerksgesellen oder Vorfahren von Uralt-Bewohnern, die plattdeutsche Wortschöpfungen in die heutige Zeit gerettet haben.