Karl Kral ist viel herumgekommen und läßt sein Leben Revue passieren, während er sich mit topaktuellen Problemen herumschlägt: Der verschmähten Liebe zu einer Frau, die er ersatzweise beobachtet. Er nimmt dadurch auf eine Art und Weise an ihrem Leben teil, die ihm zunächst als Ersatzbefriedigung dient, im Wesentlichen aber Sorgen und Probleme hervorbringt, die ihn von einer Krise in die nächste stürzen. Während all dies um Karl herum geschieht, die Vergangenheit sich immer wieder in seinen Kopf drängt und mit rücksichtslosen Gedicht-Zitaten um sich schlägt, tauchen auch seine Töchter, deren Mütter und seine aktuelle Gattin auf … sie alle haben Sorgen und Nöte, die manchmal bei Karl das Bedürfnis auslösen, mit dem Kopf gegen den Türrahmen schlagen zu wollen.
Karls Gegenwart befindet sich im Übrigen teilweise im Jahr 2020. Seine Rückblicke gehen also in unsere momentane Gegenwart — während diese Zeilen entstehen ist das das Jahr 1999. — Im Mittelpunkt des Geschehens stehen Karls Gefühle, Gedanken, Irrungen, sowie der vergangene, gegenwärtige und kommende Hintergrund, vor dem er reflektiert — Karl ist übrigens Sorbe, aus der untergegangenen DDR. Da treffen dann durchaus in Träumen Karl Liebknecht und Lenin auf Friedrich Ebert, in auferstandenen Hippie-Kolonien werden aus Ex-UdSSR-Generälen Gurus und aus schrill-bunten Zahnbürsten werden auch schon mal sinngeladene Liebesbotschafter … Eine wahre Fundgrube geistiger Umtriebe für Interessierte, viel intellektuell-ideologisch eingefärbter Background für Eingeweihte und jede Menge spleeniger Humor für Kenner — kurz: ein gelungenes Debüt für den mittlerweile in Norwegen lebenden Autor. Gratulation! Maik Brockmann
- Veröffentlicht am Sonntag 7. November 1999 von Schmitz, Andrea
- ISBN: 9783927442658
- 96 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur