MetallDesign international. Hephaistos-Jahrbuch / MetallDesign international. Hephaistos-Jahrbuch

2013

von

Einzigartige Menschen – individuelle Stile

Jedes Jahr stellen die Jahrbücher „MetallDesign international“ Künstler der Schmiedeszene aus aller Welt vor. Jeder Metallgestalter bringt dabei seine ganz eigenen Erfahrungen mit, die in einem einzigartigen Stil durchscheinen. Dieses Jahrbuch zeigt, dass solche Erfahrungen zum einen aus der eigenen Region kommen, aber auch, dass diese aus der ganzen Welt zusammengetragen werden können und ebenso zu einer individuellen Ausdrucksweise führen. Die Kurzbiografien erzählen davon und die Fotos zeigen das Ergebnis einer jeden Erfahrung

Das Studium bei Professor Fritz Ulrich in Aachen prägt bis heute die Philosophie des Schaffens von Peter Asendorf: Anspruchsvolles, zeitgemäßes Design; einer Formensprache folgend, wie sich auch die geschätzten Kollegen Paul Zimmermann und Hermann Gradinger bedienen. Wenn sie, in Symbiose mit der Natur, sauber und zeitgemäß gestaltet ist, kann eine geschlosserte Arbeit den gleichen Stellenwert wie eine gute Schmiedearbeit haben, findet Asendorf. Die Faktoren, von denen gute Metallgestaltung abhängt, sind neben der Auseinandersetzung mit Architektur und Raumfunktion, Proportion und Handwerklichkeit. Und wo gestalterische Kompetenz vorhanden ist, ergänzt die Vielfalt an Materialien – Edelstahl, Aluminium, Stahl, Kupfer – das Vermögen des Metallgestalters, auf unterschiedliche Anforderungen einzugehen. Denn jedes Projekt ist individuell – und es geht darum, eine gestalterische und funktionelle Lösung zu finden, die alle zufriedenstellt.

Bereits im zarten Alter von sechs Jahren begleitete Milan Michna seinen Großvater zu Schmiedetreffen. In einer klassischen Dorfschmiede entdeckte er dann seine Leidenschaft für die Arbeit mit Eisen. Für die Stilkunde historischer Gebäude begeisterte sich der in der Tschechischen Republik lebende Metallgestalter schon als Schüler und erschafft auch heute noch am liebsten Werke für geschichtsträchtige Gebäude wie Schlösser und Rathäuser. Eine prägende Zeit stellte für Michna die Beschäftigung am Staatstheater in Brünn dar, denn dort lernte er viele andere Handwerkskünste kennen und entdeckte sein Faible für Design. Heute ist Michna Mitglied und Vorsitzender einer Organisation, die für die Erhaltung und Weiterentwicklung des Schmiedehandwerks kämpft. Mit dem Motto „Herstellen können wir alles, was wir malen können“, wirbt Michna für sich und seine Metallkunst. Und seine präsentierte Werke im „MetallDesign international 2013“ bestätigen seine Aussage.

Mark Prouse ist das beste Beispiel dafür, wie sich Reisen in über 60 Länder auf die Arbeit auswirken können. Der in England aufgewachsene und in Deutschland lebende Metallgestalter ist ein Weltenbummler. Doch er hat immer seine Schmiedearbeit im Hinterkopf und lässt sich von den einzigartigen Kulturen und Landschaften inspirieren. Besonders seine Lebensabschnitte in Australien und Neuseeland prägen noch heute seine Metallwerke. Er verarbeitet Formen aus Flora, Fauna und den Landschaften, die ihn faszinieren in praktischen Arbeiten wie Tore, aber auch in sein künstlerisch-skulpturales Werk. Seit einigen Jahren hat Prouse sich mehr auf die menschliche Formgestalt konzentriert. Dabei lässt er sich besonders durch die Aborigines und afrikanische Figuren zu gestalterisch reizvollen Skulpturen anregen.

Alt und neu verbinden, das ist es, was Uwe Weber und Roland Hermann mit ihren Schmiedearbeiten erreichen wollen. Das alte Handwerk mithilfe neuer und zeitgemäßer Ideen umsetzen und den Menschen so nahe bringen. Diese einfühlsame Metallgestaltung bringen die zwei Deutschen selbst in so etwas Alltägliches wie Handläufe, Gartentüren und Brüstungsgeländer mit ein. Kennengelernt haben Hermann und Weber sich bei Hermann Gradinger in der Werkstatt in Mainz. Obwohl beide Metallberufe erlernt hatten, die keinen kreativen Spielraum zuließen – Weber war Stahlformenbauer und Hermann Maschinenschlosser – erarbeiteten sie sich diesen hart. Um immer mit der Zeit zu gehen und neue Trends nicht zu verpassen, halten die beiden enge Kontakte zu Steinmetzen und Bildhauern des Gestaltungskreises Bayern. Diese Künstler wollen, wie die zwei Metallgestalter, die zeitgemäße handwerkliche Gestaltung bekannter machen.

Die Entscheidung Metallgestalter zu werden, kam Romain Schleich nicht einfach so – es war seine Berufung. Schon als Kind beschloss der Luxemburger diesen Beruf zu ergreifen und selbst nach seinen Lehrjahren gab es für ihn nichts schöneres, als bis in die Nacht hinein zu schmieden bis er einschlief und morgens neben dem Feuer, das immer noch brannte, wieder aufzuwachen, um direkt weiter zu schmieden. Auch er hat es sich zur Aufgabe gemacht, andere Menschen für die Arbeit mit Metall zu begeistern. So gibt er neben seiner Tätigkeit in der Schmiede am „Centre National de Formation Professionnelle Continue“ (C.N.F.P.C.) in Esch auch Schmiedekurse. Seit fünf Jahren arbeitet Schleich mit Christian Mergen zusammen, aber auch sonst steht seine Werkstatt allen offen. Es arbeiteten bereits Künstler wie Solange Wozniak, Sven Bauer, Cyrille Brard und vielen anderen für kurze Zeit bei ihm. Schleichs Werke haben im Laufe seines Lebens eine ganz eigene Sprache verliehen bekommen. Wer wissen will, was sie bedeuten, darf nicht den ruhigen Metallkünstler fragen, sondern soll die Arbeiten zu sich sprechen lassen.

Vielfältig engagiert zeigt sich der Niederländer Cornelis Pronk. Egal ob Großkonstruktionen für den niederländischen Straßenbau, Messer und Schmuck aus Damaszenerstahl oder als Ausbilder – er lässt nichts aus. Für seine ehrenamtlichen Tätigkeiten bekam Pronk 2011 den Orden „Ritter der Königin“ verliehen. Mit seinen Werken und Projekten hat Pronk sich nicht nur in den Niederlanden einen Namen gemacht. In fast allen großen Metallgestalter-Ausstellungen wie Bad Hall (Österreich), Stolberg (Deutschland) und anderen ist er mit seinen Arbeiten vertreten. Pronk ist dabei Metallgestalter mit Leib und Seele und möchte auch andere für diesen Beruf begeistern. So hat er kurzerhand, als es in den 1990er-Jahren keine Schmiede-Ausbildung in den Niederlanden mehr gab, selbst ein Kursangebot aufgebaut. Dabei ließ er es sich nicht nehmen, internationale Pioniere der Metallgestaltung wie Uri Hofi (Israel) und Darryl Meier (USA) als Gastdozenten zu sich zu holen. Mit der tatkräftigen Unterstützung seiner Frau nimmt er sich besonders den ganz Kleinen an. Für eine Werkstatt, die im Gelände der Dru entsteht, hat Pronk extra kindgerechtes Werkzeug und Arbeitsplätze herstellen lassen, um Kindern so ein altes Handwerk nahe zu bringen.

Das eigene Kinderzimmer ist für die meisten einfach nur ein Zimmer, in dem man aufgewachsen ist. Nicht so für Rick Smith aus den USA. Er hat in seinem alten Kinderzimmer eine Inspirationsquelle entdeckt. Ebenso wie in anderen Ländern. Sedimentschichten in Felswänden befreien seine Metallgestalterfantasien ebenso wie die Silhouette einer Skyline. Der Universitätsprofessor hält immer die Augen offen für neue Ideen, die er mit Holz und Stahl umsetzen kann. Mit der gleichen Hingabe widmet Smith sich auch seinen Studenten und hat dabei sein ganz eignes Unterrichtsmodell: Er will dass eine Art freundschaftlicher Wettbewerb entsteht, um sie bis an ihre Grenzen gehen zu lassen, aber auch Austauschprogramme und zahlreiche Ausflüge gehören für ihn zur Bildung dazu. Smith will den Studenten damit auch vermitteln, dass man nie ausgelernt hat und es immer Orte gibt, die für neue Inspiration sorgen.