Erwin Wurms Arbeiten nehmen in der zeitgenössischen Kunst eine besondere Stellung ein. Seine Werke, mit denen er die Grenzen zwischen Skulptur, Objekt und Performance auslotet, sind von großer visueller Kraft, leicht zugänglich und werfen zugleich existenzielle Fragen auf. Häufig laden sie den Betrachter zum Mitmachen ein oder sind ein Dokument dieses interaktiven Aspekts. Zentrale Themen sind für ihn Fragen nach der Konstitution von Realität und Identität: Den Menschen als selbstbestimmtes Individuum zu begreifen ist für Wurm eine Fiktion.
Zentraler Bestandteil des Bandes wird Wurms Narrow House sein, das unter anderem 2011 bei der Kunstbiennale in Venedig zu sehen war. Wurm baute sein Elternhaus detailgetreu nach – jedoch verengt auf eine Breite von knapp über einem Meter – und versinnbildlicht damit (Klein-)Bürgertum und Spießigkeit eines typischen Einfamilienhauses. Die Enge der Provinz wird dem Besucher erfahrbar gemacht, da er sich selbst durch das Haus hindurchzwängen kann.
Ergänzt wird der Band durch grafische Arbeiten sowie die für Wurms Schaffen so zentralen One Minute Sculptures: Gezeichnete Handlungsanweisungen des Künstlers ermuntern dazu, unter Zuhilfnahme alltäglicher Objekte ungewöhnliche, bizarre oder amüsante Posen einzunehmen und so für kurze Zeit selbst zur lebenden Skulptur zu werden.