Sowohl in interdisziplinären Diskursen als auch in der künstlerischen Praxis wird „Intuition“ als plötzlich sich einstellendes, umfassendes Wissen, als eine Erkenntnisform verstanden, die auf anderen Denkprozessen basiert. Diese potentiell jedem Menschen mögliche andere Form des Denkens, eine von der analytischen Rationalität abweichende „Vernunft“, ist angesichts der aktuellen Einsicht in die Unzulänglichkeiten nur rationaler Konzepte und mechanistischer Menschenbilder als komplementäre Erkenntniskraft von zentralem Interesse. Als zu nutzende Ressource wurde sie längst entdeckt. Diese Entdeckung führt jedoch nicht nur zur Wiederkehr, sondern auch zur Verflachung des Begriffs „Intuition“, der diskursgeschichtlich eine ebenso wechselhafte wie einflussreiche Geschichte hat, die bislang keine hinreichende Beachtung findet.Der interdisziplinäre Sammelband widmet sich schwerpunktmäßig der „Intuition“ als konstitutiver Erkenntnis-, Erinnerungs- und Entscheidungsgrundlage in den Künsten, ohne jedoch die Mythisierung des „intuitiven Künstlers“ fortzuschreiben. Mit diskursanalytischem Fokus werden nicht nur Freisetzungen, sondern auch Zuschreibungen verfolgt. Als Erkenntnisform und „Methode“ führt der Begriff zugleich auch auf die Spur philosophischer Konzepte. Diskursgeschichtlich ermöglicht der Umstand, dass „intuitives Denken“ dem symbolischen, diskursiven, analytischen oder abstrakten Denken entgegengesetzt wurde, sein kritisches Potential zu befragen. Eine historisch variante, wechselnde Einschätzung der „Intuition“ erlaubt zudem, am Leitfaden dieses Begriffes auch epistemologische Aufschlüsse zu gewinnen.
- Veröffentlicht am Montag 14. Januar 2013 von Fink, Wilhelm
- ISBN: 9783770547456
- 504 Seiten
- Genre: Hardcover, Kunst, Softcover