Das englische Wort circumference nimmt in Reinhard
Klessingers Werk eine wichtige Bedeutung ein. Nicht nur
benannte er 1997 seine Ausstellung in der Galerie Krohn
nach diesem Gesichtskreis, auch in einem seiner Lieblingsgedichte
von Emily Dickinson beschreibt die Vokabel die
Verschränkung von Gegenwart und Vergangenheit. Dass
er nun den Katalogband, der am Ende eines ausstellungsreichen
Jahres steht, „circumference“ betitelt hat, gibt den
Anstoß weiterzudenken. Denn lässt sich von den letzten
sechs Einzelschauen, die in der Publikation dokumentiert
werden, nicht das gesamte Werk des 1947 im Schwarzwald
geborenen Künstlers fassen?
Reinhard Klessinger absolvierte ein Kunststudium in Basel,
Düsseldorf und am St. Martins College in London. Bereits
Ende der 1960er Jahre experimentierte er mit Bodeninstallationen.
Er nahm an internationalen Symposien teil und
kann auf eine lange Ausstellungsagenda zurückblicken. Der
Kreis gehört zu seinen wesentlichen Denkbildern, zu denen
er im Laufe seines künstlerischen Schaffens immer wieder
zurückgekommen ist. Als Bewegung, aber auch in Form
einer Malerei, in der sich das Atmen vollzieht und in den
Materialien Glas und Spiegelglas. Klessinger zieht dabei die
Grenzlinie zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem und
überführt seine Arbeiten in einen Kreislauf der Reflexion
und in fein differenzierte Wahrnehmungsspiele.
Reinhard Klessinger – circumference
2012. Texte von Hans-Dieter Fronz, Christiane Grathwohl- Scheffel, Kristina Hoge, Antje Lechleiter, Ulrike Rein, Nicoletta Torcelli.
von Antje Lechleiter, Christiane Grathwohl-Scheffel, Hans-Dieter Fronz, Kristina Hoge, Nicoletta Torcelli, Ulrike Rein