Sergei Sviatchenko

Collages

von

Die täglich anwachsende Flut von Bildern untergräbt die Bedeutung des Einzelbildes zusehends. Das Bedürfnis dieser Entwicklung entgegen zu treten, oder zumindest für einen Moment innezuhalten, um darüber zu reflektieren, was bereits verloren ist, begründet einen internationalen Aufschwung der Collage. Sergei Sviatchenkos aktuelles Künstlerbuch widmet sich erstmals nur den Collagen im vielfältigen Oeuvre des Künstlers. Rick Poynor reflektiert in seinem Essay kritisch über die Entwicklung der Collage als Medium und analysiert Sviatchenkos Arbeiten von dessen Anfängen in der Ukraine bis hin zu seinen aktuellen Werken. Sviatchenko lebt und arbeitet seit 1990 in Dänemark.

Durch extreme Reduktion der Bildelemente – Sviatchenko zwingt sich selbst zur Beschränkung auf zwei bis drei Teile – konzentriert er den Vorgang der Auswahl, des Ausschneidens und der Montage und platziert die Komponenten auf den grellen, dissonanten Hintergründen. Die betonte Flächigkeit lässt eine Verortung der Konstruktionen durch den Betrachter nicht zu, wodurch sie zu graphisch-skulpturalen Objekten geraten. Die schnellen Schnitte, die Sviatchenko in seinem Bildmaterial setzt, geben den entstehenden Bildelementen neue, kantige Umrisse, die sich der Abstraktion nähern. Seine dislozierten und mitunter jenseitigen Kompositionen erschaffen Momente des Ausgleichs und der Ruhe in der unendlichen Bilderflut der Moderne.

Sergei Sviatchenkos Werke wurden bereits in Dänemark, Deutschland, Italien, Frankreich, Kanada, Großbritannien und den USA ausgestellt. Nach dem Studium der Architektur in der Ukraine, konzentrierte sich Sviatchenko auf das Medium der Collage, welches bis heute seine zentrale künstlerische Praxis darstellt. Später wandte sich Sviatchenko der abstrakten Malerei zu, erstellte großformatige Gemälde sowie collagierte Fotobücher für Institutionen und Unternehmen. Im Jahr 2002 gründete Sviatchenko Senko Studio, einen nicht kommerziellen Ausstellungsort in Viborg, Dänemark, wo er für sieben Jahre Ausstellungen junger Künstler und Fotografen organisierte. 2009 rief Sviatchenko das Internet-Projekt Close Up and Private ins Leben: Dieses widmet sich der visuellen Sprache der Mode.

Rick Poynor ist Autor, Dozent und Kurator, spezialisiert auf Visual Culture. Seine Publikationen umfassen Obey the Giant: Life in the Image World (2001), No More Rules: Graphic Design and Postmodernism (2003), und Jan van Toorn: Critical Practice (2008).
Poynor ist Gastdozent am Royal College of Art in London mit dem Schwerpunkt Critical Writing in Art & Design.

www.sviatchenko.dk