Jenny Holzer

Endgame

Top Secret

Jenny Holzer (geb. 1950 in Gallipolis, Ohio, lebt und arbeitet in New York) sucht in ihrer Arbeit nach Möglichkeiten, Sprache in visuelle Objekte umzusetzen. Dazu bedient sie sich verschiedener Präsentationsformen, deren bekannteste Leuchtschriften und Projektionen sind. Auf der Suche nach neuen Inhalten stieß sie Textmaterial aus den Kriegen im Irak und in Afghanistan: redaktionell bearbeitete, der Öffentlichkeit zugängliche Regierungsdokumente, darunter politische Handlungsanweisungen, Beschreibungen von Foltermethoden, Autopsieberichte sowie Aussagen amerikanischer Beamter, Soldaten und Inhaftierter. Diese nur zum Teil lesbaren, da an den meisten Stellen geschwärzten, Dokumente bilden die Grundlage für Holzers neue Gemälde, mit denen sie erstmals seit über dreißig Jahren 2010 wieder mit Malerei begann. Während die Farbe, die Größe und der individuelle Ausdruck auf die Künstlerin zurückgehen, stammen die geometrischen Formen von den unbekannten „Zensierern“ und die noch lesbaren Textfragmente aus dem Originaldokument. Holzers subtile Eingriffe verdeutlichen, was alles nicht gesehen werden darf. Auf diese Weise funktionieren die Arbeiten auch als formalistische Kunstwerke, die unvermeidlich die lange Geschichte avantgardistischer Abstraktion wachrufen, insbesondere das Erbe des Konstruktivismus und seiner Vorstellung, dass Kunst sozialen Zwecken dienen kann.