Die Minoritenkirche St. Salvator, die integraler Bestandteil des Historischen Museums ist, stellt ein bedeutendes Beispiel der Bettelordensarchitektur in Süddeutschland dar. An und für sich kann die ganze Kirche als Ausstellungsobjekt betrachtet werden. Sie bietet jedoch auch die Möglichkeit als temporärer Ausstellungsort genutzt zu werden. Gleichzeitig etabliert sich der Kirchenraum in den letzten Jahrzehnten immer mehr als geschätzter Klangraum für Konzerte. Die Ausstellung des phonographischen Werks von Peter Androsch, das in diesem Umfang zum ersten Mal in Deutschland gezeigt wird, führt die Raumarchitektur und den Klangraum von St. Salvator auf ungewohnte Weise zusammen.
Durch die Präsentation der Phonographien gelingt es den Ausstellungsmachern den Chorraum der Minoritenkirche in einen eigenen Klangkörper zu verwandeln. Die von Peter Androsch in den letzten Jahren angefertigten Schichtungen eigener Kompositionen, mancher Originalpartitur von Mozart, Bruckner und anderer sowie einiger Autografen herausragender Persönlichkeiten seiner Heimatstadt Linz bergen als „stumme Zeichen“ die Möglichkeit, das Vergängliche des Tons, des Lauts und der Stimme gegenwärtig und sichtbar werden zu lassen. Dazu setzt Peter Androsch handschriftliche Aufzeichnungen zu Ton- oder Schriftcollagen zusammen. Jede Schrift ist dabei als Klang-Schrift zu betrachten. Die Handschrift, die den Inhalt auf dem Schriftträger bannt, ist eine der persönlichsten Äußerungen des Menschen. Das Persönliche führt in die Welt des Klangs, denn das lateinische personare heißt übersetzt durchklingen. Durch die Schichtung von Manuskriptteilen entstehen Schriftlandschaften und somit gleichzeitig (gedachte) Klanglandschaften.
Die Kuratoren der Ausstellung haben den Mut, diese „gedachten Klanglandschaften“ in den Dialog mit dem hochgotischen Chor der Minoritenkirche zu setzen. Sehr deutlich fordert dieser zu einer Raumantwort heraus, die sich im Gedankenspiel des Betrachters anschickt, vielleicht auch die Steine des Bauwerks zum Sprechen zu bringen. Ob dies letztendlich gelingt, mag an anderer Stelle entschieden sein.
Mein Dank gilt Peter Androsch, der auf großzügige Weise einen Großteil seiner Arbeiten für die Ausstellung zur Verfügung stellt, sowie den österreichischen Leihgebern. Gleichsam danke ich den Ausstellungsmachern Kuratorin Nathalie Pichler B.A. aus Linz und Dr. Wolfgang Neiser, Kurator seitens der Museen der Stadt Regensburg – sowie allen mit der Ausstellung betrauten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Historischen Museums. Mit viel Umsicht, Sensibilität und Engagement konnte diese Personale ins Leben gerufen werden, mit viel Leidenschaft für das grafische Werk von Peter Androsch wurde dieses Begleitbuch zur Ausstellung zusammengestellt. Es freut mich sehr, dass mit Dr. Christa Blümlinger (Paris) und Dr. Bernhard Doppler (Berlin) zwei profunde Kenner der Kunst von Peter Androsch als Autoren gewonnen wurden und danke beiden für ihre Beiträge zu diesem Buch. Ich wünsche der Ausstellung im Chor der Minoritenkirche des Historischen Museums viele Besucherinnen und Besucher, die sich von den Phonographien gefangen nehmen lassen und dem geneigten Leser vergnügliche Stunden bei der Beschäftigung mit dem künstlerischen Schaffen von Peter Androsch.
Klemens Unger
Kulturreferent der Stadt Regensburg
- Veröffentlicht am Montag 28. Oktober 2024 von Stadt Regensburg
- ISBN: 9783943222272
- 116 Seiten
- Genre: Hardcover, Kunst, Softcover