Egypt

In the Mirror of Timelessness

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Ganz bewusst sieht der Fotograf davon ab, in seiner Serie das flüchtige, tagespolitische Geschehen festzuhalten, denn er versteht sich nicht als klassischer Bildreporter. Ihn interessiert das Bleibende, das Unvergängliche, der Ausdruck der Jahrhunderte alten Traditionen, der Lauf einer sich anscheinend immer wiederholenden Geschichte, die er nicht nur im alltäglichen Leben, sondern auch in den Gesichtern der Menschen ständig neu entdeckt. Bréard ist im besten Sinne ein Flaneur, der sich mit wachen Augen und seiner Kamera treiben lässt, um Straßenszenen und Alltagssituationen festzuhalten, die für fast archaische Konstanten stehen. Da ist der Basar mit seinen Verkäufern und Käufern, der Straßenhändler, der Kameltreiber, der Bauer und die Frauen mit ihren von den Anstrengungen des Alltags gezeichneten Gesichtern – sie alle sind Figuren, die in ihrer Eigenart, ihrem Habitus und ihrer Kleidung schon die ersten Fotografen im 19. Jahrhundert fasziniert haben könnten. Denn auch Ägypten wurde schon sehr früh von europäischen Fotografie-Pionieren bereist, weshalb die Vorstellung vom Orient seit dem 19. Jahrhundert so stark vom abendländischen Blick bestimmt wurde. Bereits ab den 1850er Jahren entdeckten Fotografen aus Frankreich wie Félix Bonfils oder Maxime du Camp, der zusammen mit Gustave Flaubert reiste, aber auch der Engländer Francis Frith das Land.

Unser Bild Ägyptens hat sich in den letzten Monaten vor allem aus der medialen Bilderflut zum politischen und gesellschaftlichen Umbruch im Land gespeist. Bréards Fotografien führen uns zurück zu einer humanistischen Bildtradition, die sich ganz auf den neben den Umbrüchen weiter existierenden Alltag der einfachen Menschen konzentriert. Nicht Gewalt und Straßenterror, Bilder von Hoffnung und Verzweiflung sind sein Thema, sondern der Fotograf nimmt wahr, was jenseits der tagesaktuellen Medienbilder liegt. Wenn er die großen chaotischen Metropolen Kairo und Alexandria verlässt und die Dörfer und Wüstenregionen mit den zerbröckelnden Relikten großer ägyptischer Baukunst besucht, wird deutlich, dass hier die Zeit langsamer vergeht und weiterhin unerschütterlich die scheinbar ewigen Traditionen gelten. Denn „nichts verändert die Menschen in dem Gleichmut am Rande des großen Flusses und vor dem Hintergrund einer großen Geschichte, Ägypten bleibt sich treu, verändert seine Seele nicht“, so Dr. Thomas Wülfing in seinen Ausführungen zu Bréards Impressionen aus Ägypten.