EIKON #64

Internationale Zeitschrift für Photographie und Medienkunst / International Magazine for Photography and Media Art

von

Fotografie in ihrer ursprünglichsten Idee gibt ein Abbild des Lebens, Zeit und Licht spielen im einen wie im anderen die beiden Hauptrollen. Unser heutiges Dasein vermisst viel zu oft zu viel von beidem. Die Zeit erliegt den Anforderungen des beruflichen wie auch gesellschaftlichen Lebens, sie ist uns Rarität und Sammlerstück. Das Licht wird von Gewalt und Terror regelrecht ausgeschaltet, wenn uns täglich Nachrichten von Anschlägen und Bombardements erreichen, die immer aufs Neue Familienleben in Schutt und Asche legen.

EIKON hat mit dieser Nummer 64 eine Auswahl an Künstlern getroffen, die diese lebenswichtigen wie lebensbedrohenden Faktoren in ihren Werken auf unterschiedlichste Art und Weise reflektieren. So interessiert sich HOFSTETTER KURT für die Phänomene von Parallelität und Kreislauf, er arbeitet mit Zeit und Licht, wenn er riesige Monitoraugen auf einem Wiener Bahnhof einander mit ihren Lidschlägen Zeit zuwerfen lässt oder in einem weltumspannenden Projekt das Licht der Sonne aus den 12 Zeitzonen beobachtet und an einem Ort zu einem Tag vereint.

MICHAEL HUEY beschäftigt sich mit dem Konzept des Nachlasses, dem visuellen Gedächtnis und seinen vielfältigen Wegen. Seine Fotografien sind wie Nachrichten, die uns aus der Vergangenheit noch erreichen und als Gedichte in der Zeit erhalten bleiben.

ANGELIKA KRINZINGER zeigt Ausschnitte von Körpern – menschlichen wie pflanzlichen – und fordert den Betrachter dadurch sanft, sich Zeit zu nehmen, genau hinzusehen, um mehr zu sehen. Aus ihren Fotografien – aus den Details – wächst die Vielfalt körperlicher wie geistiger Natur.

DIETRICH WEGNER ist fasziniert von Widersprüchen, er ist ein junger Amerikaner und als Künstler politisch engagiert. All das reflektieren seine Arbeiten, die einmal wie ein Kinderbaumhaus, ein andermal wie ein Atompilz anmuten können, jedes Mal aber dazu einladen, die Welt lachen zu sehen, wenngleich sie weint.

CORINNE L. RUSCH stellt mit ihren Inszenierungen Terror dar und bringt die damit verbundene Unberechenbarkeit von Zeit zum Ausdruck. Sie findet Bildkreationen, die verschiedene Zeitdimensionen in sich vereinen und fragt somit in gleichem Maß nach Macht und Ohnmacht.

Mit der ständigen Zerlegung und Analyse von Systemen provoziert NORBERT BRUNNER eine gesteigerte Erfahrung von Wirklichkeit, ein subjektives Empfinden und Erkennen der Dinge der Welt. In seinen vielschichtigen Arbeiten fordert er zu neuem Sehen, zur Reflexion der Sehgewohnheiten und ungewohnten Betrachtungsweisen heraus.

Auf den Student Pages der Angewandten, jenen Seiten, die EIKON in jeder Ausgabe Österreichs Studierenden widmet, lernen Sie diesmal besondere Arbeiten kennen, die mit Fotografie insofern etwas gemeinsam haben, als sie sich ebenfalls mit dem Abbilden von Wirklichkeit beschäftigen. Von visuellen Gedächtniskonstruktionen einer Irene Andessner oder Isa Rosenberger, von interreligiösen Gebetsräumen eines Andreas Duscha oder den Silent Wishes eines Nobuyoshi Araki lesen Sie in unserer Rubrik Ausstellungen, wo es auch heißt: „GO NYC“.

Für EIKON heißt es jetzt wieder „Go Miami“, denn von 3.–7. Dezember finden Sie Ihre Zeitschrift bereits zum zweiten Mal bei der PULSE Miami. Dort präsentieren wir auch die neueste Arbeit und gleichsam die erste Miniatur in der Reihe Edition EIKON: Die Arbeit „Great“ von Norbert Brunner entstand in Kooperation mit Swarovski, was schon ein bisschen Funkeln ahnen lässt (lesen Sie mehr auf S.16). Dieses Funkeln wird Sie rechtzeitig zur schönsten Zeit des Jahres knapp vor Weihnachten auch im EIKON SchAUfenster begrüßen, wo wir mit Norbert Brunner unsere letzte Ausstellung dieses ereignisreichen Jahres eröffnen dürfen.

Liebe Leserinnen und Leser, wir wünschen Ihnen einen genussvollen Jahresausklang und freuen uns, dass Sie sich für EIKON Zeit nehmen. Wir schenken Ihnen genug davon bis zur nächsten Ausgabe: EIKON #65 erscheint (erst) im Februar 2009.

Ihr Team bei EIKON