Elger Essers erstes Buch, Veduten und Landschaften, das 2000 in unserem Hause erschien, fand eine erstaunlich große Resonanz und löste so manche photoästhetische Debatte aus. Als jüngster der Becher-Studenten – geboren 1967 – hat er sich nämlich in seinem photographischen Konzept am grundlegendsten von dem seiner berühmten Lehrer entfernt. Essers Landschaften und Städteansichten atmen die Stille und den romantischen Geist des frühen 19. Jahrhunderts. Seine Aufnahmen von Meeresküsten, Marschlandschaften, Flußläufen und fernen Horizonten könnten auch aus dem vergangenen Jahrhundert stammen – wäre da nicht das Phänomen der Farbphotographie. Wie Ton in Ton gehaltene Aquarelle oder ausgeblichene historische Postkarten – die er seit seiner Kindheit sammelt – wirken Essers Bilder; sie ziehen den Betrachter unwillkürlich in eine unbestimmbar weit zurückliegende Vergangenheit, obwohl sie hier und heute aufgenommen und ohne jeden Zweifel gegenwärtig sind. Diese lyrische Qualität geht neben den gewählten Motiven, die jeden zivilisatorischen oder gar touristischen Aspekt aussparen, auf lange Belichtungszeiten und eine spezielle Entwicklungstechnik zurück und ist – natürlich – bewußt eingesetzt. Denn für Esser ist Photographie die traditionelle Form der Huldigung an die Schönheit, ein Mittel zur emotionalen Verortung von Erinnerungen.
- Veröffentlicht am Donnerstag 25. August 2005 von Schirmer Mosel
- ISBN: 9783888149368
- 132 Seiten
- Genre: Film, Fotografie, Hardcover, Kunst, Softcover, TV, Video