Elvis im Kino

Was wir von Elvis-Filmen über Elvis und das Kino lernen können.

von

Elvis im Kino – das heißt von den Filmen reden, die ihrem
Publikumserfolg zum Trotz in der Elvis-Rezeption
eine verdrängte Existenz jenseits der kanonisierten
Höchstleistungen führen. Als Zeugnisse der populären
Kultur fallen sie durch das Raster, das Kunst von Trivialem
nach einem diffusen Geniebegriff scheidet. Elvis
entspricht diesem Begriff nicht, er tritt nicht, wie sich
das für den Mann gehört, als Held der Geschichte auf,
der ein Werk schafft. Stattdessen stellt er sich als Oberfläche
zur Verfügung, zeigt sich und lässt sich anschauen.
Damit aber wird er immer schon zum Produkt und
auf ein Bild gebracht. Dieses Bild entspricht nicht dem
kristallinen Star mit klarem Profil. Elvis steht für das
Weiche, Zarte, Fluktuierende, für Kontingenz, Inkonsequenz,
Ambiguität.
Der Film als Medium der Beweglichkeit wird nicht
zufällig zu seinem Ausdrucksmittel. Mehr noch als
auf der Bühne gibt er hier die Kontrolle über sein
Bild aus der Hand. Auf der Leinwand wird es sich
zer streuen und multiplizieren. Aus der umfangreichen
Elvis-Filmographie widmet sich das Buch drei
Filmen genauer: Love Me Tender, G. I. Blues und Blue
Hawaii sind nicht repräsentative Platzhalter für ein
Gesamt werk, sondern ganz subjektive Punkte der Anziehung,
die diese Filme, damals wie heute, auf ihr Publikum
und den Autor ausüben.
Theoretische Überlegungen werden ebenso bewußt aus
dem Blickwinkel des Elvis-Fans angestellt, aus einer
Perspektive also, die selbst affiziert und angezogen ist.
An die Stelle einer Hermeneutik der Filme tritt die individuelle
Erotik des Blicks, geleitet von der Liebe zum
Kino und zu Elvis. Diese Perspektive bringt es mit sich,
in die Verblendung immer auch ein Stück einzuwilligen
und den akademischen Blick wissentlich aufzugeben.
Die Verblendeten selbst, die einer Verführung erliegen
und erliegen wollen, gilt es als produktive Kraft
zu entdecken. Die Annahme, dass das Publikum nicht
im Bild der immer schon manipulierten Masse aufgeht,
ist eine Prämisse dieses Vorgehens.
‚Die Veräußerlichung hat die Aufrichtigkeit für sich‘,
hat Kracauer gesagt. Darin aber trifft jedes Schreiben
über Film auf seine Grenze. Wenn vom Äußerlichen die
Rede sein soll, liegen Ideologie und Tautologie gefährlich
nah. Mit dieser Schwierigkeit, dem Versagen der
Sprache, hat sich auch Elvis im Kino auseinanderzusetzen.
Sich Elvis zu nähern, berührt ein Außersprachliches: Es
führt über die Musik und den Tanz, über den Rock’n’Roll,
als dessen Begründer und König er ausgerufen wurde.
Elvis und der Rock’n’Roll suchen den Ausdruck für ein
Unaussprechliches und finden eine neue Körpersprache.
Kein Zufall, dass es sie dabei ins Kino führt.