Biographik boomt. Die Biographie zählt zu den erfolgreichsten Sachbuchgenres überhaupt. In den Buchhandlungen füllen die Neuerscheinungen eigene Abteilungen, in den Feuilletons werden Biographien (im Vergleich zu anderen Sachbüchern) überproportional häufig besprochen. Die Bandbreite und der Variantenreichtum der biographischen Publikationen ist dabei immens. Allen gemeinsam ist die Konzentration auf den gemeinsamen Gegenstand: Die Biographie berichtet vom Leben einer realen Person. Biographien sollen etwas über die Voraussetzungen und Begleiterscheinungen jener besonderen Leistungen berichten, für welche die thematisierte Person bekannt ist, oder über eine historische Epoche, die sich im Lebensweg des Biographierten spiegelt. Sieht man einmal von persönlichen Beziehungen ab, so interessieren wir uns für das Leben anderer häufig dann, wenn es Antworten auf die Frage nach einem ›guten Leben‹ verspricht: wie es aussieht, welcher Weg dorthin führt oder welcher gerade nicht. Und zu guter Letzt erzählen Biographien im Idealfall spannende Geschichten.
Die Artikel des Heftes präsentieren verschiedene Perspektiven auf das vielgestaltige Phänomen Biographie: So finden sich Beiträge, die aus der (verlegerischen, literaturkritischen oder biographischen) Praxis Grundfragen biographischen Schreibens diskutieren. Einige Beiträge widmen sich aus theoretischer Perspektive den Chancen und Grenzen des Genres, also der Frage, was Biographien leisten können, andere verdeutlichen, worin die Möglichkeiten einer analytischen Beschäftigung mit Biographien bestehen, welche Erkenntnisse also die Biographieforschung zeitigt. Gleichzeitig zeigt sich aufgrund der vertretenen Fachdisziplinen, dass biographisches Arbeiten in vielen akademischen Disziplinen einen festen Stand hat. Deutlich wird auf diese Weise nicht nur, wie intensiv, differenziert und lebendig biographisches Arbeiten diskutiert wird, sondern auch wie komplex und spannend die Biographie als Textsorte ist.
Aus dem Inhalt:
Detlef Felken: Die Größe der Anderen – Anmerkungen zur Lage der Biographie
Peter Sprengel: Der Mann mit der Maske. Über einige Grundfragen biographischen Schreibens am Beispiel Gerhart Hauptmanns
Karin Hellwig: Tugendheld – Erfinder – Genie: Dürerbiographien von Carel van Mander bis Heinrich Wölfflin
Volker Depkat: Verräter und Patriot – Die Biographik zu Benedict Arnold in den Selbstverständigungsdebatten der USA seit 1945
Thomas Etzemüller: Das biographische Paradox – oder: wann hört eine Biographie auf, eine Biographie zu sein?
‚Biographismus ist eine andere Art von Kontingenzbekämpfung‘.
Der Literaturkritiker Hubert Winkels über die ‚gute Biographie‘, ihr Verhältnis zu Roman und Realität sowie den Erfolg des Genres
- Veröffentlicht am Donnerstag 22. August 2013 von Wehrhahn Verlag
- ISBN: 9783865253330
- 108 Seiten
- Genre: Autobiographien, Biographien, Kunst, Literatur, Sachbücher