Rudolf Borchardt

Der Herr der Worte

von

Rudolf Borchardt war nicht nur ein virtuoser Sprachkünstler, dem tiefsinnige Gedichte, brillante Essays, ironisch-satirische Erzählungen und Reden von sensationeller Wirkung gelangen. Er war auch ein zutiefst politisch empfindender Mensch, der aus dem „Untergang der deutschen Nation“ persönliche Konsequenzen zog und – mit der großen Ausnahme des Ersten Weltkriegs – schon früh aus dem Vaterland ausstieg.
Als Mieter alter Toskana-Villen erprobte der Emigrant und Monarchist – bis zur gewaltsamen Rückführung in das Deutsche Reich 1944 – den Anschluss an althergebrachte aristokratische Lebensformen. Gleichzeitig war er als Übersetzer (vor allem Dantes) um die Rettung des kulturellen Erbes Alteuropas bemüht. Seine Beschreibungen italienischer Städte geben das Bild einer imaginären Geschichte, einer Geschichte der unrealisierten Möglichkeiten, in der die Verlierer zu Siegern werden. Die hier vorgelegte Biographie kann auf Hunderte von Briefen zurückgreifen, die in den letzten zwei Jahrzehnten erstmals herausgegeben wurden, und nutzt darüber hinaus unveröffentlichte Materialien. Auf dieser Grundlage gelingen überraschende Entdeckungen wie die einer monströsen Fälschung Borchardts. Hier lernen wir nicht nur den Dichter und Publizisten gleichsam von innen, sondern auch den ‚verlorenen Sohn‘, Ehemann und Familienvater, vor allem aber und immer wieder den Liebhaber Borchardt kennen.