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Birgit Kidd veröffentlichte ein Update in der Gruppe lit:chat – Wir lesen Anne Reinecke “Leinsee“ vor 6 Jahren, 8 Monaten
Wir sind inzwischen so tief drin in der Geschichte, dass wir meinen, es lenkt nicht mehr ab sondern zieht noch mehr hinein, wenn wir hier eure Lieblingsbilder sammeln. Teilt mit uns, welche Metaphern, welche Bildsprache, welche Sätze euch besonders auffallen.
Karls kindliche Faszination für die Schönheit der (kleinen) Dinge, die er sammelt, befühlt, studiert, verschenkt, arrangiert und inszeniert berührt mich sehr.
S. 156: „Karl legte sich auf den Rücken, fühlte die Steine unter sich, drehte die funkelnde Schnalle vor seinen Augen hin und her, um das letzte Licht tanzen zu lassen, und saugte die Restsüße aus dem Holzstiel in seinem Mund.“
Karl benimmt sich wie ein Kind. Er sammelt Dinge, die er in sein Nest mit einbringt. Diese Dinge geben ihm Kraft und Ruhe.
Dabei stellt sich mir die Frage, ob er noch in der Kindheit gefangen ist. In einer Kindheit, aus der er abgeschoben wurde.
Wie viel Geborgenheit muss Karl als Kind vermisst haben, dass er sich in seinem Zimmer ein solches Nest baut. Mir tut es in der Seele weh, dass er als Kind genau diese elementaren Bedürfnisse nicht befriedigen konnte. Und ich sehe in Tanja als Verbindung zu Karl’s Kindheit und dem Wunsch, mit ihr auch seine Kindheit ein wenig nachholen zu können. Dass Karl dann Tanja an diesem Familiennachmittag nicht verteidigt, zeigt mir, dass Karl gar nicht gelernt hat, sich für andere einzusetzen. Er kennt ja seine eigenen Bedürfnisse nicht! Tanja scheint Karl zu sozialisieren.
Ja, wunderbar beschrieben. So sehe ich es auch!
S.209 „Der See plätschert, die Amseln machen Amselgeräusche“
Ganz großartig, das finde ich auch. Zerflirren, diese Sprache … oft ein echter Genuß!