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Dörte Brilling veröffentlichte ein Update in der Gruppe lit:chat Premiere: Wir lesen Torsten Seifert, Wer ist B. Traven? vor 6 Jahren, 10 Monaten
Ich habe auch noch nichts von B. Traven gelesen. Kürzlich kam „Das Totenschiff“ auf Arte, in der Mediathek ist der Film noch verfügbar. Sollte ich mir aber etwas von B. Traven vornehmen, dann einen Roman, z. B. „Der Schatz der Sierra Madre“, aber eins nach dem anderen, jetzt ist erst einmal „Wer ist B. Traven?“ von Torsten Seifert dran.
@Torsten Seifert: Ist das eigentlich Absicht, dass man zunächst nicht erkennt/erfährt, dass es B. Traven und das Geheimnis um ihn wirklich gab? Oder setzten Sie das Wissen darum einfach voraus?
Hallo Dörte! Meine Hauptfigur, Leon, weiß am Anfang nichts über B. Traven. Daher macht es auch nichts, wenn der Leser dazu kein Vorwissen hat und – gewissermaßen gemeinsam mit Leon – Schritt für Schritt versucht, hinter das Geheimnis zu kommen. B. Travens Lebensgeschichte ist tatsächlich real, Leon und alles, was mit seiner Suche in Verbindung steht, ist allerdings erdacht. Oder auch nicht? 😉 In jedem Fall habe ich genau darauf geachtet, dass alles so passiert sein könnte.
Hallo Torsten, mir ist etwas Interessantes widerfahren, davon muss ich unbedingt erzählen. Anfangs, als ich noch nicht wusste, dass es B. Traven wirklich gibt, habe ich das Buch, das mir ja wesentlich früher zur Verfügung stand, als den anderen lit:chat Teilnehmer*innen, schon mal angelesen. Und ich hatte Mühe, in die Geschichte reinzukommen, ich dachte immer, Humprey Bogart?, versoffene Raufereien vor irgendwelchen Hollywood Lokalen?, Briefe einer Widerstandskämpferin, die sich als Forscherin ausgibt?, was für eine abenteuerliche Geschichte, und: wer denkt sich so etwas aus? Nicht, dass sich alles, was ich lese, tatsächlich so zugetragen haben muss, aber das hier schien mir doch arg konstruiert. Nun, nach meiner Recherche, und dem Wissen darum, dass es B. Traven wirklich gab und das z. T. seine Geschichte hier erzählt wird, geht es mir ganz anders. Plötzlich scheint mir nichts mehr konstruiert, das Buch fängt an zu „duften“ und die Figuren bekommen tatsächlich ein Aussehen in meinem Kopf. Ich will damit andeuten, dass es für mich offensichtlich wichtig gewesen wäre, schon zu Beginn zu wissen, diese Geschichte hat sich zumindest zum Teil tatsächlich so zugetragen … als würde ich sie jetzt ernster nehmen. Das wollten ich Ihnen ungedingt mitteilen.
Ich finde es bemerkenswert, dass wir mit dem Eingangszitat von B. Traven sogar noch halbwegs in die Irre geführt werden… Wahr oder nicht-wahr wohnt dem Roman offenbar als ein echter Spannungsbogen inne.
Ich habe das Eingangszitat quasi als Selbstbeschreibung von Torsten Seifert gelesen und zugleich als Leitfaden durch das Buch. Denn was ich jetzt schon sagen kann, ist, dass man beim Lesen den Eindruck hat, das alles tatsächlich genauso abgelaufen ist/ sein könnte. Dass es sich gar nicht um einen fiktiven Roman handelt, sondern um einen historischen Roman. An manchen Stellen bekomme ich sogar das Gefühl, als schriebe Leon seine Geschichte selbst. Insofern trifft das Eingangszitat grandios zu.