63 illustrierte erotische Gedichte

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Die Tradition des erotischen Gedichtes reicht weit zurück. Eines der frühesten Beispiele, das Hohelied Salomos, ist in der Bibel zu finden. In der Antike drückten zahlreiche Dichter ihre Gefühle in erotisch angehauchten Gedichten aus. Im Mittelalter gelangte das erotische Gedicht mit dem Minnesang zu einer Blütezeit, die sich im Barock und in der Romantik fortsetzte. Allen diesen Gedichten ist gemeinsam, dass Erotik und Liebe gleichgesetzt wurden. Erst in der Neuzeit wurde mehr Wert auf den rein erotischen Aspekt gelegt, die Wortwahl wurde freier, die Gesamttendenz freizügiger. Stets verleiht diese poetische Kunstform dem Begehren und der Sehnsucht Ausdruck. Es gibt kaum einen deutschen Dichter in allen Epochen, der in seinem Gesamtwerk nicht auch sinnliche und erotische Gedichte verfasst hat. Hier spielen romantische Gefühle eine große Rolle, doch die Sinnlichkeit der Sprache ist unverkennbar. Im 19. Jahrhundert traten weitere Dichter für die Erotik in der Kunst ein. Auch hier standen Schönheit, Reinheit und Sehnsucht im Mittelpunkt, die Kunst der Verführung wurde überwiegend nur angedeutet. Neuzeitliche Dichter verhalfen dem verführenden Liebesgedicht zu großer Anerkennung.

In früheren Jahrhunderten unterlagen Gedichte meist strengen Reimformen. Heute spielt der Reim nur noch eine untergeordnete Rolle. Häufig wird experimentiert, entscheidend ist die Stimmung, die das Gedicht erzeugt. Geblieben ist die angenehme Zurückhaltung im Ausdruck, eine derbe Wortwahl erscheint für diese Kunstform nicht angemessen. Immer häufiger entwickelte sich das erotische Gedicht in den letzten Jahrzehnten zur Gebrauchslyrik. Denn womit könnte man beim anderen Geschlecht mehr Aufmerksamkeit wecken als mit einem passenden erotischen Gedicht? Es drückt die Verehrung für den begehrten Partner aus und kleidet erotische Wünsche und Gedanken in schöne Worte. Nachdem keine Reimform und kein Versmaß beachtet werden müssen, lässt man am besten die Gedanken frei fließen.