Ab durch die Mangel

Vom unaufhaltsamen Auf- und Abstieg des einsamen Lehrers Eduard Nießnutz

von

„Auf diesen Roman haben Sie mit Sicherheit nicht gewartet, aber ein kleines bisschen vielleicht doch“, so würde Studiendirektor Eduard Nießnutz, Lehrer an einem altsprachlichen Gymnasium in Kassel, seine Geschichte anpreisen, in die er da widerwillig hineingeraten ist und in der er sich trotz aller Widrigkeiten dennoch ganz wohl fühlt. Er ist wegen eines dubiosen Mordanschlags auf seine langjährige Freundin und Kollegin Ruth, an dem er sich irrtümlich beteiligt glaubt, auf die Insel Spiekeroog geflohen und versucht dort in einer zynischen Rückbesinnung auf Ereignisse, die sich über nahezu sechzig Jahre seines aufregenden Lebens erstrecken, eine Erklärung für den Anschlag auf Ruth zu finden.
Er hat es weit gebracht: Vom gescheiterten Schüler einer Staatsschule, den ein Internat, das sich den Idealen der Reformpädagogik verschrieben hat, gerade noch rechtzeitig auffängt, über eine aktive Zeit als studentischer Vertreter der Samtjackenfraktion der 68er (Marburg) bis hin zum Fachleiter an einem Studienseminar in der documenta – und Brüder-Grimm-Stadt Kassel, wo er dafür Sorge zu tragen hat, angehende Lehrer für das pädagogische Geschäft brauchbar zu machen. Mehr und mehr kommt er sich dabei abhanden, weil sich die technokratisch ausgerichtete Kultusbürokratie mit ihren absurd anmutenden Reglementierungen des pädagogischen Alltags als stärker erweist als sein von Zynismus geprägter Widerstand, der sich speist aus dem Wunsch, über die Pädagogik die Welt zu verändern.