Abgestürzt

und andere Erzählungen

von

Büttners Erzählband ‚Abgestürzt’ enthält 12 Erzählungen, von denen die meisten im Milieu der Arbeitswelt und ‚kleinen Leute’ spielen. Begriffe wie Solidarität, Streik und Multikulturalität werden hier gelebt. Zum Glück gibt es noch Autoren wie Norbert Büttner, der diese Welt schildert, die in der Literatur ja in der Zwischenzeit schon völlig vergessen scheint.
Hier wird keine oberflächliche Ideologie betrieben, vielmehr wird in den jeweiligen Erzählungen offengelegt, wie sich kritisches Bewusstsein herausbildet und schließlich in ersten Ansätzen zu politischen Handlungen und/oder zur Reflexion eigenen Handelns führt und sei es das Abkratzen von Aufklebern rechter Gruppierungen von den Briefkästen, in der Teilnahme am spontanen Streik oder im veränderten privaten Verhalten. Ganz wichtig auch, dass Büttner die Situation von Saisonarbeitern in der Landwirtschaft in seinem Spektrum der Arbeitswelt nicht vergisst. Die Hintergründe, auf denen seine Erzählungen spielen, (Deutschland Ost und West, DDR im Wandlungsprozess) sind nicht von ausschlaggebender Bedeutung, wesentlich ist Büttner das Nachempfinden des Prozesses der Entwicklung politischen Bewusstseins.
Auch sprachlich ein Erzählband, der fesselt. Einfache und sachliche Sprache mit eingebetteten Bildern, die den Leser nicht mehr loslassen. Nichts an diesem Band ist künstlich. Hier schreibt einer aus und über eine Lebenswelt, die er kennt, die er mit dem kritischen Blick des Schreibenden beobachtet hat.
Es bleibt zu hoffen, dass Büttners Buch die entsprechende Verbreitung findet, denn wirklich gute Literatur aus der Arbeitswelt hat es schon lange nicht mehr gegeben.
Norbert Büttner, geb. 1962, wohnhaft in Berlin, Angestellter, veröffentlicht Lyrik und Prosa in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien.