Abriss, Umbau, Renovierung?

Studien zum Wandel des deutschen Kapitalismusmodells

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Der Wandel des deutschen Modells des Kapitalismus wird hier eingeordnet in die vergleichende Analyse der Entwicklungspfade und Wohlfahrtsmodelle in zehn EU-Ländern.

Die „Welten des Kapitalismus“ sind in Bewegung. Das Verblüffende: Pfadkontinuität wird durch erheblichen institutionellen Wandel sichergestellt. In Großbritannien – im Gegensatz zu neoliberalen Leitbildern – durch Einführung des gesetzlichen Mindestlohns, Investitionen in Bildung und Gesundheit und aktive Wirtschaftspolitik. In Schweden – entgegen traditioneller Modelle egalitärer Verteilungsverhältnisse – durch Flexibilisierung der solidarischen Einkommenspolitik.
Deutschland ist hingegen vom Pfad abgekommen. Die „koordinierte Marktwirtschaft“ mischt sich mit Charakteristika des „liberalen Kapitalismus“. Eine Kombination, die ihre wettbewerbspolitische Überlegenheit ausspielt? Oder ein Hybridprodukt, das es künftig weder zu hohen Beschäftigungsquoten noch zur Begrenzung von Armut bringt?
In diesem Buch werden die Kernfelder des Umbruchs in Deutschland unter die Lupe genommen. Aus der Analyse wird ein alternativer Zukunftspfad sichtbar: ein Modell, das staatliche und tarifvertragliche Regulierung neu ausbalanciert und das die Veränderung der Geschlechterrollen mithilfe sozialer Investitionen für die Entfaltung emanzipatorischer Potenziale offensiv nutzt.

Die untersuchten Branchen:

• Automobilindustrie: Globalisierungsdruck auf den Zentralbereich der Exportmaschinerie
• Bauindustrie: Druck der europäischen Arbeitskräftewanderung
• ÖPNV: Erosion der Ankerrolle des öffentlichen Dienstes
• Altenpflege: durch Markt und informelle Arbeit durchzogene „Modernisierung“ des Wohlfahrtsregimes
• Einzelhandel: Kappen des Zusammenhangs von Produktion und Konsum, Billig-Strategien und das Schleifen des Tarifsystems.