„Niemand weiss, warum Tiere tun, was sie tun“, sagt der alte Bauer in Ghassan Kanafanis Erzählung von den sechs Adlern. In Abdalrachman Munifs Erzählung über die Raben und die Hunde lautet die Volksmeinung: „Bei diesen Tieren kann man nie wissen, wann sie kommen und gehen und was für sie Spiel oder Ernst ist.“ Und noch deutlicher ruft es bei Ibrahim al-Koni die Schar der Seher den Vögeln zu: „. wir wissen, dass ihr wir seid und dass wir ihr sind, auch wenn wir das niemandem erzählen.“
Menschen sehen sich in Tieren, wollen ihr Verhalten in Tieren wiedererkennen, sich selbst im Wesen der Tiere spiegeln. Deshalb werden Tiere benutzt, um Menschliches, Allzumenschliches auszudrücken. Tiere sind als Projektionsflächen menschlichen Tuns und Handelns, als Gefährten und Spiegelbild des Homo sapiens wohl überall zu finden.
Auch in der arabischen Welt reicht die Geschichte mit den Tieren und reichen die Tiergeschichten weit zurück. Es gibt dort eine Erzähltradition, in die Kinder von ihrer Familie und in der Schule eingeführt werden. Und einige der dortigen Quellen hatten auch Einfluss auf die europäische Tierliteratur – oder sie gehören einfach zur Kulturgeschichte des Mittelmeerraums.
Der vorliegende Band versammelt fünfundzwanzig Tiergeschichten namhafter arabischer Autorinnen und Autoren von Marokko bis Syrien.
- Veröffentlicht am Donnerstag 28. November 2024 von Lenos
- ISBN: 9783857877223
- 184 Seiten
- Genre: Anthologien, Belletristik, Taschenbuch