Albanien sei, so bekannte Adrian Paci in einem Interview 2001, eher der Kontext seiner Arbeiten als deren eigentliches Thema. Damals lebte der 1969 in Shkodra geborene Künstler mit seiner Familie bereits seit vier Jahren in Italien. Und doch ist Paci einer der Künstler, der für uns verlässlich die Komplexe von Migration, Globalisierung und kulturelle Identität aufgreift und diesen ein eindrückliches Bild gibt. Der Kunstverein Hannover hält derzeit eine Rückschau auf Werke von Paci, die zwischen 1997 und 2008 entstanden sind.
Für sein Video „Centro di Permanenza temporanea“ filmte er 2007 eine Reihe dunkelhäutiger und hispanischer Menschen auf einer Gangway, die ins Nichts führt. Ob diese Gruppe abgeschoben werden soll oder ob sie sich zu einem besseren Ort aufmacht, erfährt der Betrachter nicht. Und doch ist diese Menschenphalanx, die wohl nie ein Flugzeug abholen wird, Inbegriff enttäuschter Hoffnungen. Für „Turn On“ nahm Paci eine Reihe von albanischen Arbeitslose auf, die einen ganzen Tag eine von einem Generator betriebene Glühbirne hielten. Ungeachtet dessen, ob Paci sich in den Medien Video, Installation, Malerei oder Skulptur ausdrückt, weisen seine Werke Brüche auf. Man kann dies Ironie oder gar Selbstironie nennen, vielleicht ist es aber auch ein historisches Bewusstsein von der Veränderbarkeit von Staaten und Identitäten.
Adrian Paci
Fotografie, Video, Malerei