Gedichte sollten neben dem Touch der Unsterblichkeit immer auch etwas mit der aktuellen Gegenwart zu tun haben. Die Frage lautet dabei, wie sollten Gedichte geformt sein, dass sie mit den Kommunikationsformen der jeweiligen Gesellschaft zeitgenössisch korrespondieren. Das HTML-Format ist mittlerweile eine gebräuchliche Web-Form, um im Sinne einer Wissens-Synästhesie verschiedenste Eindrücke quasi in Gleichzeitigkeit abzuwickeln. HTML-Gedichte korrespondieren untereinander, Schlüsselbegriffe lassen sich aufklicken und sind mit einer Metainformation unterlegt. Auch der Ablauf der Gedichte entspricht der Fließbewegung eines Surfers. Manche Themen browsen sich auf, es bedarf vielleicht mehrerer Anläufe, bis die lyrische Aura steht, dann versickern die Gedichte wieder in der Poesie der nachfolgenden, und allmählich ist der Leser beim nächsten Thema. Die Oberfläche der Texte ist ein Gedicht, das Auge findet wie bei bewährten Gedichtbänden auf jeder Seite einen neuen Ansatz vor. Das Gedicht hält es als Einzeltext aus, beäugt zu werden, verweist dann aber mit seinen Schlüsselbegriffen auf den Kontext der umliegenden Seiten. HTML-Format suggeriert außerdem eine frisch generierte Fassung, jeder Leser browst sich das jeweilige Gedicht aktuell zusammen. Wie das HTML-Format jeden Screen individuell füllt, macht auch das HTML-Gedicht den lyrischen Bildschirm des Lesers individuell voll. Der fließtextartige Aufbau lässt zudem eine individuelle Zeilengestaltung zu. Die Gedichtsammlung soll in lyrischer Form berichten, was einem lyrischen Ich im Jahre 2005 in Österreich geschieht, wenn es aufmerksam an der Peripherie wirkt und zu neuen Formen aufläuft.
- Veröffentlicht am Sonntag 1. Dezember 2024 von Sisyphus
- ISBN: 9783901960314
- 112 Seiten
- Genre: Belletristik, Gegenwartsliteratur (ab 1945)