Ahasver

oder: Bericht über die Lüste unordentlichen Lesens sowie deren Folgen auf dem Weg zur Menschwerdung

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Um 1270 beendete der Mönch Matthaeus Paris vom Kloster Sankt Albans bei London die Zusammenstellung seiner Materialsammlung in Fortführung der Chronik des Roger Wendover; er hatte einen bis dahin nie beschrittenen Weg eingeschlagen: er sammelte die Dokumente, die er teils kurz referierte, teils in extenso vorlegte, – aber nie zu der bis dahin üblichen ‚Weltdeutung‘ im Sinne der Lehren der christlichen Weltschau umformte. So entstand seine ‚Chronica Majora‘, deren letzter Band (in der Druckausgabe London 1872 / 88) praktisch nurmehr aus Originaldokumenten bzw. deren Abschriften zum Mongolensturm wider das Abendland 1240 / 42 besteht.Seinen unabhängigen und ungewöhnlichen Geist lässt der Mönch auch durch sein ‚Selbstporträt‘ erkennen, das entgegen aller sonstigen Üblichkeit keinerlei Funktionsgestus zeigt; und die Bemerkung im Text: ‚… der lauschende Matthaeus hat es aufgeschrieben‘, womit er seine Arbeitsweise beschreibt.