Eine handelsübliche Kuh verfügt über etwa vier Quadratmeter Haut. Zu Pergament verarbeitet, konnte auf einer solchen Kuhhaut von den Menschen des Mittelalters – sofern sie des Schreibens mächtig waren – eine ganze Menge niedergeschrieben werden. Das sind umgerechnet immerhin gut 64 Seiten im DIN-A-4-Format. Wenn es aber dann doch mal zu viel Text wurde, ging es eben auf keine Kuhhaut mehr. Die Redewendung kennen wir noch heute als Synonym für „zu viel Information“. Karina Lotz schafft es aber gerade eben so, alles noch auf eine Kuhhaut zu bekommen. Denn sie holt mit ihren „heiteren Versen“ zu einem wahren Rundumschlag aus. Es geht vom Träumen, Philosophieren und Dichten über Liebe, Stress und Konsumwahn bis hin zur heimischen Fauna und Flora. Ebenso groß wie die Themenvielfalt ist der Variantenreichtum hinsichtlich des Umfanges: Unter den 28 Versen findet sich alles – vom Vierzeiler bis zum
zehnstrophigen Epos. Karina Lotz‘ Texte sind dabei stets wunderbar leicht zu lesen, weil sie auf waghalsigen pseudomoderne Vers-Experimente verzichtet und regelmäßig in klassischer Reimform auf den Punkt kommt. Oft scheinen ihre Verse zunächst recht harmlos daherzukommen, doch irgendwann kommt die kleine überraschende Wendung, bei der Karina Lotz ein Miniatur-Schalk im Nacken gesessen haben muss. Es sind nicht die Schenkelklopfer oder plumpen Lacher, auf die sie abzielt, sondern der Leser erlebt einen geradezu zarten Humor. Und immer schwingt auch ein Stück Nachdenklichkeit mit.
Fein abgestimmt auf die einzelnen Verse sind die phantasievollen Illustrationen von Denis Mohr. Beides zusammen macht „Alles auf einer Kuhhaut“ zu einem liebevollen, kreativen Gesamtkunstwerk, an dem jeder Bibliophile seine Freude haben wird.
- Veröffentlicht am Samstag 17. Juni 2017 von edition federleicht
- ISBN: 9783946112174
- 128 Seiten
- Genre: Belletristik, Lyrik