Alles wird hell

von

‚Ich stehe schon fast am Gartenzaun. Schaue auf meine Füße. Sie stehen ganz genau nebeneinander. Höchstens noch sieben Schritte bis zum Tor. Höchstens. Als ich wieder hochschaue, sehe ich mich. Eine alte Frau. Ich stehe auf meiner Gartentreppe und rauche. Ich sehe, wie ich stürze. Kopfüber. Ich stürze sehr langsam. Still ist es.‘ Es ist Odas Geschichte, die Julia Jessen in ihrem wunderbaren Debüt erzählt, die Geschichte einer Frau, die das Glück familiärer Beständigkeit wie das der kleinen Fluchten kennt, die sich nicht in den widersprüchlichen Anforderungen eines ‚modernen‘ Lebens verliert, die unkonventionelle Entscheidungen trifft und nicht damit hadert. Da ist das kleine Mädchen, die erste Lüge und das Gefühl von Freiheit. Da ist die provozierende Sechzehnjährige, der gnadenlose, dennoch liebevolle Blick auf die Verwandtschaft und die erste sexuelle Erfahrung. Da ist die junge Frau, die sich ein zweites Kind wünscht, und ihr Mann, der diesen Wunsch verweigert. Wie wird man damit fertig, ohne sich zu trennen? Wie kann man Entfremdung überwinden, die Liebe bewahren? Bis ins Alter? Davon erzählt dieser großartige Roman eines Lebens. Ganz und gar gegenwärtig. Und alles wird hell.