Am Schreibplatz

von

Wenn einer nach Jahrzehnten des Schreibens sich fragt, wo all das begonnen hat und immer wieder beginnt, und wenn dieser Jemand Julian Schutting ist, dann kann es nicht überraschen, wenn die Antwort – scheinbar pragmatisch – ‚am Schreibplatz‘ heißt, ‚wo sonst?‘ Würde nicht jeder Schriftsteller so antworten müssen? Mag sein, kaum ein zweiter aber würde aus dem Selbstverständlichen, ja gewissermaßen Banalen mit so viel artistischem Vermögen eine Plattform machen können, von der der Blick – seiner und dann auch unserer – aus dem Fenster auf den Kirchturm gegenüber in den Morgenhimmel oder auf den Abendmond geht und von dort in alle Reiche der Imagination.
Aber der Beginn lag natürlich auch im ersten kindlichen Buchstabieren, der ersten Begegnung mit bedeutender Literatur, dem Finden erster eigener Sätze, die Bestand haben. Wie auch immer, Julian Schutting läßt einen an den realen Umständen des Schreibens ebenso teilhaben wie an denen der Phantasie: die Beobachtung, der Einfall, die ersten tastenden Wörter – und hinter allem ahnt man ein schöpferisches Geheimnis, das auch hier nicht gelüftet, wohl aber zum Leuchten gebracht wird.