Am Waldesrand

Erzählungen, Band II. 1969-1988

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Die Region zwischen der Elde und Sude, Berlin-Hamburger Eisenbahn und der Elbe wird seit eh und je als Griese Gegend bezeichnet. Das Land in Dunkelgrün und Grau mit den ausgedehnten Kiefernwäldern und einsamen Heideflächen, den Feldern mit Sandböden, die keine hohen Erträge erwarten ließen, entwickelte sich seit der Christianisierung zu einem Refugium des Bauernstandes mit eigenständigen Sitten und Gebräuchen, die aus der Wendenzeit herrühren. Der Ritterschaft war der Boden zu leicht. Für den Bauern der Griesen Gegend ist er aber der schwerste Boden der Welt, denn er klebt nicht am Stiefel des Landmanns, sondern bleibt gleich liegen.
Joachim Kolmer wurde 1952 in Dömitz an der Elbe geboren und wuchs in dem nahegelegenen Bauerndorf Groß Schmölen auf, das noch in den Grundstrukturen den alten wendischen Rundling erkennen lässt.
In dem zweiten Band der als Trilogie geplanten Erzählung schildert Joachim Kolmer seinen Werdegang seit dem Schulabschluss. Er ist Lehrling an der Betriebsberufsschule Forst in Bad Doberan und studiert anschließend Forstwirtschaft in Tharandt in Sachsen. Als 1000. Diplomforstingenieur nach dem Zweiten Weltkrieg verlässt er die traditionsreiche Sektion der TU Dresden und findet Anstellung bei der Militärforstverwaltung in Lübtheen. Er weiß allerhand Wissenswertes über die Region, seine Heimat, zu erzählen. Etwa über die ‚Weltstadt Ramm‘, das Marinearsenal in Jessenitz, über die Entstehung des Sees Probst Jesar, über die Geschichte von Redefin oder über die Lübtheener Betriebe, denn Joachim Kolmer ist ein Mensch, der Augen hat, um zu sehen. Dass Jagdgeschichten, die kein Jägerlatein sind, dabei nicht zu kurz kommen, versteht sich bei einem Forstmann von selbst.
Joachim Kolmer, der sich letztendlich am Rande des Probst-Jesaer-Sees ein schmuckes Eigenheim errichtete, womit der Band endet, erzählt wahrheitsgetreu und spart nicht an Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen der DDR, etwa wenn Staats- und Parteifunktionäre den Hirsch vorgeführt bekamen. Und heute? Wie sehr sich doch die Zeiten ähneln.
Nur kaum zwanzig Jahre sind vergangen, seit die beiden deutschen Staaten sich vereinigt haben. Heute klagen Verantwortliche, dass in deutschen Schulen kaum etwas Glaubwürdiges über die Geschichte der DDR vermittelt wird. Joachim Kolmers Buch könnte da Abhilfe schaffen …