»Kafka erscheint uns rätselhaft, dabei schreibt er doch eigentlich in einer schlichten Prosa, seine Schilderungen sind präzise, seine Personen reden in einfachen Worten und es wird weder um das, was sie tun, noch um das, was sie reden, noch um das, was ihnen zustößt, ein großes Gewese gemacht. Aber wir verstehen nicht. Oder glauben, nicht zu verstehen. […] Vielleicht sollte man Kafka anders lesen, nämlich ohne Reserve und ohne interpretatorische Ambitionen. So wie wir mittlerweile in der Malerei dreibeinige Pferde oder blaue Bäume hinnehmen können und auch atonale Musik und Wuppertaler Tanztheater: Wie es gerade kommt. Amerika wäre dafür ein guter Einstieg, denn man kann das Buch auch fröhlich als Abenteuerroman lesen, in dem zwar sprachlich immer mal wieder die Perspektiven verrutschen, der eine Satz dem anderen widerspricht, Überdeutlichkeit mehr zur Vernebelung als zur Aufklärung beiträgt, aber was soll‘s, die Geschichte ist gut und man will wissen wie es weitergeht, und es geht immer weiter, weil Karl Rossmann ein wackerer Held ist, der alles Mögliche tut, bloß nicht lockerlassen.« Sven Regener
- Veröffentlicht am Donnerstag 25. September 2014 von tacheles!
- ISBN: 9783864841033
- 476 Seiten
- Genre: Belletristik, Hauptwerk vor 1945