Analysen und Frauenbild

Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm

von

„Das letzte große Gefühl, welches dieses weibliche Wesen noch lernen muss, um endlich handzahm zu sein, ist die Scham. In der Pädagogik ist dieses das wirksamste Mittel, um Eigensinn zu beugen, schlimmer als Schläge. Und Scham überfällt unsere Königstochter reichlich, denn sie wird öffentlicher Gegenstand von Gelächter und Spott. Dafür sorgt ihr späterer Angetrauter. Offenbar war die überstürzte Eheschließung mit dem Bettler nur eine Farce, eine Inszenierung. Dreckig und zerlumpt steht sie an der Tür zum königlichen Ballsaal und späht in die feine Gesellschaft. Der Königssohn will heiraten, wir erfahren, es ist der Drosselbart, aber wo ist das krumme Kinn? Hinter goldenen Ketten verborgen!“ E. Therre-Staal