Andreas Gehrke

Topographie

von

Bewahren Orte Erinnerungen?Ein scheinbar unschuldiges Robinienwäldchen, ein Stückchen verlorener Landschaft im Herzen Berlins, gibt in den Aufnahmen des Berliner Fotografen Andreas Gehrke nichts von seinem Geheimnis preis. Es ist nur, was es ist, und doch transportiert es eine Geschichte. Auf dem Areal befanden sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Regierungsviertels der Reichshauptstadt Berlin von 1933 bis 1945 die wichtigsten Einrichtungen des nationalsozialistischen Verfolgungs- und Terrorapparats: die Zentralen der Gestapo, der SS und des Reichssicherheitshauptamts. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Teilung der Stadt wurde aus dem Gelände eine brachliegende Freifläche. Bis Anfang der 1960er Jahre waren alle Gebäudereste abgerissen worden. Ab 1961 stand im Norden des planierten Gebiets die Berliner Mauer. Erst 1987 wurde der „wiederentdeckte“ Ort mit den freigelegten Gebäuderesten öffentlich zugänglich gemacht und die Ausstellung Topographie des Terrors eröffnet.„Als ich die ersten Aufnahmen des Geländes machte, war mir klar, dass dies ein besonderer Ort ist, dass der Zustand dieses Wäldchens auf diffuse Weise etwas Umfassenderes widerspiegelt“, sagt Andreas Gehrke, der über ein Jahr hinweg das kleine Areal regelmäßig mit seiner Kamera aufsuchte. Das Ergebnis ist eine aufwendig gestaltete Serie, deren Inhalt dem Betrachter alles anbietet und nichts vorschreibt.

Texte von Klaus Hesse, Kurator, Stiftung Topographie des Terrors, Berlin, und Thomas Seelig, Sammlungskurator, Fotomuseum Winterthur.