Angstblüte

von

„Wie dem Maler die Welt zu einem Andrang von Motiven wird, so boten sich ihm, wo er hinkam, Möglichkeiten an, Geld zu vermehren.“ Karl von Kahn, Anfang 70, ist Anlageberater, Geldvermehren ist sein Beruf, seine Kunst, seine Leidenschaft. Seine Energieformel, aus Bergwanderungen in den Münchner Firmenalltag übertragen, lautet: „Bergauf beschleunigen.“ Unterzugehen kann er sich nicht leisten.
Jetzt erfährt er von Gundi, der Frau seines besten Freundes, daß der Freund gelähmt im Krankenhaus liegt. Als er an dessen Bett steht, ist er erschüttert. Gundi bittet ihn, den letzten Wunsch des Freundes zu erfüllen, er unterschreibt den Vertrag, den sie ihm vorlegt. Und eine Firma ist verkauft. Noch am Abend desselben Tages geht es dem Freund besser. Ist Karl von Kahn getäuscht worden? Jetzt verliebt er sich in die Hauptdarstellerin eines Films, den er finanzieren soll. „Sehnsucht ist die einzige Empfindung, in der man sich nicht täuschen kann“, glaubt er und wird wieder getäuscht. Martin Walsers Roman „Angstblüte“ ist ein verschwenderisches, weises, radikales, wildes, umwerfendes Buch über eine Geschichte von Alter und Täuschung, von Liebe, Ehe, Freundschaft und einem Leben, das sich von keiner Moral hemmen lassen will, nur von sich selbst.