ANJA LUITHLE
Die fünfundzwanzigste Stunde des Tages
Um die Erfahrung von Raum und Zeit geht es im mechanischen Theater von Anja Luithle. Figuren und Gegenstände werden in ihrer Welt von Motoren betrieben und wie im richtigen Leben, dessen unheimliche Seiten sie andeutet, vom Takt der Uhr und der Wiederholung gleicher Abläufe bestimmt. Anja Luithle ist eine Geistesverwandte der Surrealisten und der Dadaisten, indem sie das Spannungsfeld zwischen der Rationalität des Menschen und seinen unterdrückten Sehnsüchten und Gefühlen zum Thema ihrer Kunst macht. Auf der einen Seite führt sie das maschinengleiche Funktionieren des Menschen in scheinbar vorgegebener Bahn vor Augen, um auf der anderen Seite gerade durch dieses Spektakel und eine Dosis subtiler Ironie den Anstoß zum gedanklichen Ausbrechen und Hinterfragen zu geben. „Um das Fort- und Überschreiten der Zeit, damit um das Überschreiten der Grenzen geht es“ (Anja Luithle). Was rein äußerlich als ein Fest für die Sinne erscheint, vermag bei tieferer Betrachtung das Bewusstsein für all das zu erweitern, was Menschen innerlich antreibt. Für die Ausstellung in Tuttlingen konzipiert die Künstlerin eine Installation, in der – mit Bezug auf die Donau – der Fluss der Zeit im Fließen des Wassers versinnbildlicht wird.
Anja Luithle (geb. 1968) hat an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart studiert (1988-95). Ihre Arbeit wurde u. a. durch den Preis der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (1993), das Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg (1995), das Atelierstipendium des Landes Baden-Württemberg (1995-1998), ein DAAD Jahresstipendium für Wien (1996) und ein Atelierstipendium des Landes Baden-Württemberg für Budapest (2001) ausgezeichnet.
- Veröffentlicht am Donnerstag 21. November 2024 von Stadt Tuttlingen
- ISBN: 9783981693010
- 69 Seiten
- Genre: Hardcover, Kunst, Softcover