Anne Sexton, Werkedition in vier Bänden

Gedichte

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In einem Brief aus dem Jahre 1970 schreibt Anne Sexton an Brian Sweeney: »Wie recht Du hast mit meiner Furcht vor dem Tod. Ich glaube, ich habe ihn nur deshalb umarmt, weil ich ihn so fürchtete. Übrigens habe ich ihn diesen August wieder umarmt, nur um lebend daraus hervorzugehen. Ich hasse ihn. Ich liebe ihn.« Auch in Sextons späten Gedichtzyklen aus den Jahren 1972 bzw. 1975 (postum veröffentlicht) herrschen die dunklen und destruktiven Töne vor. Die Dichterin läßt ihr lyrisches Ich in eine Vielzahl von Rollen schlüpfen, die das Todeserlebnis aus verschiedenen Perspektiven erfahren, nachleben, ja auskosten. Das Phänomen des erwünschten oder gefüchteten, des sanften oder brutalen Todes präsentiert sie in seiner ganzen Widersprüchlichkeit. Christliche Spiritualität – als Protestantin aufgewachsen, bezeichnet sich Sexton gern als »abtrünnige Katholikin« – und autobiographische Elemente gehen in den späten Gedichten eine ungewöhnliche Symbiose ein.