„Ansichtskarte ist Ansichtskarte.“
„Finde ich nicht, hier – nichts als abgelichtete Kulis-se. Wie eine Bühne ohne Schauspieler, ohne Sänger. Solche Karten sind fade, sind ohne Leben. Aber wichtig ist die Botschaft. Ist der Text. Nicht das Bild. – Die meisten Maler haben in den Vordergrund ihrer Land-schaften Leben hineingemalt. Feines Leben oder pralles Leben. Und manchmal auch derbes. Wir kennen Bil-der, da konnten wir geradezu Acker- oder Kuhgeruch einatmen.“
„Ach, Karte ist Karte“
So lässt der Autor in der Titelgebenden Erzählung „An-sichtskarten – Rheinsberg“ seine Protagonisten sinnie-ren. Aber „Karte ist nicht gleich Karte“. In den zwanzig kleinen Erzählungen, die sich unter dem Obertitel „An-sichtskarten“ versammeln, sind Momentaufnahmen unterschiedlichster Lebenssituationen, Ereignisse und Begebenheiten abgebildet. Und nicht minder unter-schiedlich sind auch die Menschen, die vor uns erschei-nen, sowohl in ihrer Herkunft als auch in ihrem Charak-ter, ihrem Fühlen und Denken und in dem, was ihnen widerfährt. Da begegnen wir dem Pflastermaler, der dem fast blinden Mütterchen, das nichtsahnend durch sein Gemälde läuft, einen Kaffee spendiert oder der siebzigjährigen pensionierten Lehrerin, die ihr bürgerli-ches Dasein aufgegeben hat, in einem Wohnmobil durch die Welt fährt und in der jungen, mit ihrer Herde um-herziehenden Schäferin eine Seelenverwandte trifft. Ein junges Paar, das seine Verlobung mit dem erstbesten ihm sympathischen Menschen feiern möchte, trifft auf einen deutschen Juden, der aus Israel kommend seiner Vergangenheit nachspürt und das junge Paar mit seinem Schicksal konfrontiert. Und da erleben wir vier junge Männer aus dem Baltikum, alles ausgebildete Konzert-musiker, die in der Fremde als Straßenmusikanten ihren Lebensunterhalt für sich und ihre Familien verdienen müssen und plötzlich ohne ihr Glanzlicht, die begabte Sopranisten dastehen, die ein Bühnenengagement in Aussicht hat.
Aus München und Strahlsund, aus Dresden, Münster oder Trier, aus der Heide, dem Harz oder dem Allgäu stammen die Ansichtskarten. Die Orte selbst, an denen die Erzählungen spielen, scheinen in kurzen charakteris-tischen Details auf, sind manchmal nur Kulisse, ein andermal aber mit dem Geschehen zwingend verknüpft.
Es sind knappe Erzählungen, Kurzgeschichten, die offen enden, voller Situationskomik und Heiterkeit, oft aber auch schwermütig und anrührend.
- Veröffentlicht am Montag 13. Mai 2013 von epubli
- ISBN: 9783844255812
- 136 Seiten
- Genre: Belletristik, Gegenwartsliteratur (ab 1945)