Anthropologie des Wassers

von

Eine Frau und ein Mann pilgern auf dem Jakobsweg. Ein anderer
Mann und eine andere Frau – oder sind es dieselben? – reisen durch
die Rocky Mountains nach Los Angeles. Ein Schwimmer erobert
sich einen Waldsee. Erkundungsreisen, in denen sich das ewige
Staunen über das Leben und die Verschiedenheit von Männern und
Frauen mit intensiven mitunter surrealen Landschaftsbildern
mischen.
Inspiriert von der Kunst des Haibun, dessen erzählerische Kraft in
aller Schlichtheit unmittelbares Erleben mit Gedankenbildern
berühmter Dichter und Mönche aus vergangenen Zeiten in Einklang
setzt, erkundet die große Lyrikerin Anne Carson die Kraft der
suchenden Bewegung. Ihre Worte und Gedanken fließen, sprudeln,
rauschen und stauen sich, hüpfen und verlieren sich wieder. Die
intensiven Momentaufnahmen, in denen Carson ganz nebenbei eine
Anthropologie der Geschlechter unternimmt, offenbaren die Spannweite
der Dichterin: die Klangkraft ihrer Poesie, die erzählerische
Konkretion der Prosa, den subtilen Humor und den Atem des Denkens.