Arions Fluchten oder Bulawayo

Roman des Erschreckens

von

KASPAR JACOB, Anfang sechzig, Frühpensionär, lebt im Rheinland ein normales Leben der Jetztzeit. Geht einkaufen, kocht selbst, trifft sich mit Freundin Claudia. Beschäftigt sich mit Sport, Musik und Belletristik. Schreibt Buchbesprechungen, gibt Literaturkurse, versucht sich an Lyrik im alten Stil. Doch er wird bedrängt, terrorisiert. Die alltäglichen Attacken der lieben Mitmenschen (Lärm, Wandalismus, Bedrohungen ‚aus Spaß‘, Telefon-Terror u.a.) machen sein Leben zur Tortur. Im Medien-Hintergrund wirft der internationale Terrorismus (New Yorker Anschläge, Afghanistan-Krieg, fanatischer Islamismus) schwarze Schatten. Kaspar flieht mehrmals zum Jugendfreund nach Holland, und nach Simbabwe (s. u.), wo er Tief- und Wendepunkt erlebt. Plötzlich kann er frei dichten, ist ein neuzeitlicher Arion. Doch die Kulturschänder daheim lassen nicht locker. Bei einem Musik-mit-Lyrik-Konzert wird er mitsamt Publikum von einem Überfallkommando als Geisel genommen. In BULAWAYO, SIMBABWE: „Gedanken schießen ihm durchs Hirn wie, jetzt haben sie dich doch erwischt! Nicht nur die Reiseschecks, sondern auch die Flugtickets, den Pass und den Autoschlüssel bist du los. Was für eine Schande, du kommst nicht heil davon, das ist das Ende, ist denn niemand da, hilft mir keiner, warum klebt mir das Pech so an den Füßen, gibt es denn hier keine Polizei? Und intuitiv klammert er sich an dem Gegenstand, den er gerade zwischen den Fingern hat, fest und lässt ihn nicht los. Er krabbelt, gezerrt und gestoßen, auf dem Pflaster herum und hält fest, umklammert das Ding, als hielte er sich damit am Leben fest. Halt, nein, den Autoschlüssel hab ich doch in der Hosentasche, den kriegen sie nicht, den wenigstens nicht, denkt er wirr. Tritte in den Bauch und in den Rücken lassen ihn sich vor Schmerzen krümmen und in die Magengegend greifen, und unwillkürlich, und ohne es zu bemerken, muss er das Objekt freigeben. Sein Schreien wird zum Kreischen, bei dem die Stimme überschnappt. NO, DON’T, NEIN, NICHT!“ (S. 105ff)