Aufklärung im Zeichen eines „glücklichen Skepticismus“

Johann Karl Wezels Werk als Modellfall für literarisierte Skepsis in der späten Aufklärung

von

Aufklärung und Skepsis bilden die Eckpunkte der vorliegenden Interpretation der Texte, anhand deren die un-terschiedlichen Werke miteinander in Verbindung gesetzt werden. Die Frage lautet dabei, wie Wezel beides sein kann, Skeptiker und Aufklärer, und welche Potentiale Skepsis und Aufklärung füreinander bereithalten. Aus-gangspunkt sind zwei Grundvoraussetzungen: Zum einen ist da Wezels Verständnis von Aufklärung, zum ande-ren die Skepsis Wezels, deren Tendenz sich in den theoretisch-pädagogischen Schriften deutlich zeigt. In diesem Zusammenhang ergeben sich folgende Fragestellungen: Was ist Skepsis? In welchem Verhältnis stehen Skepsis und Aufklärung? Wie gestaltet Wezel Skepsis in seinen literarischen Texten? Auf welche Weise korrespondieren in seinen Werken Inhalt und Form, d.h. in welchem Verhältnis stehen erkenntnistheoretische und moralische Skepsis und zu den gewählten Darstellungsformen? In welcher Beziehung stehen Skepsis und Literatur zueinan-der?
Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen erfolgt in der vorliegenden Studie in drei Teilen: Eine Grundlage für die weiteren Analysen zur Skepsis im Werk Wezels bildet der erste Teil, in dem Strukturen skeptischen Denkens in Antike und Neuzeit vorgestellt werden. Der zweite Teil enthält Interpretationen der Romane Tobias Knaut, Belphegor, Herrmann und Ulrike und Kakerlak, deren Schwerpunkte jeweils auf der experimentellen Erzähltechnik und Figurengestaltung Wezels liegen. Im dritten Teil erfolgt die Systematisierung der in den Romaninterpretatio-nen erfaßten poetischen Mittel zur Gestaltung von Skepsis und der Vergleich der literarischen Praxis Wezels mit der anderer Aufklärer. Am Ende der Untersuchung steht die nähere Bestimmung der Poetik Wezels und ein Ausblick auf ihre Aktualität und praktische Relevanz für die Suche nach einer Lebensform in der ‚Postmoderne’.