Aus dem Bleistiftgebiet. Mikrogramme aus den Jahren 1924–1933

Sechs Bände

von

Sie galten und gelten als die rätselhaftesten Manuskripte in der deutschsprachigen Literatur dieses Jahrhunderts: Robert Walsers so genannte Mikrogramme. Seit man von ihrer Existenz weiß, wurden sie immer wieder als Geheimschrift angesehen und in Verbindung zu Walsers psychiatrischer Internierung gebracht. Beides ist abwegig. Höchst geheimnisvoll und nur unter größten Schwierigkeiten zu entziffern sind sie gleichwohl.Die Texte stammen aus den Jahren 1924 bis 1932 und spiegeln Walsers letzte Jahre in Bern ebenso wie die Zeit in der Psychiatrischen Klinik Waldau. Nach wie vor versucht Walser, in allem Wechsel von Erlebnissen und Stimmungen »sich selbst willkommen zu heißen« oder, wie er an anderer Stelle sagt, »Unentweihtheiten« an sich zu entdecken.Es war zuletzt ein kruder Verwaltungsakt der Klinikleitung, der seinem Schreiben ein Ende bereitete. Im Juni 1933 verlegte man Walser in die Heilanstalt Herisau, von welchem Tage an er seine Bleistifte nicht mehr anrührte.Nach 19 Jahren mühevoller Dechiffrierarbeit ist es gelungen, alle unbekannten Texte, die das Konvolut der insgesamt 526 Blätter enthält, publikationsfähig zu machen – ein Ergebnis, das ursprünglich völlig ausgeschlossen schien.

»Sie sollen erfahren, mein Herr, daß ich vor ungefähr zehn Jahren anfing, alles, was ich produziere, zuerst scheu und andächtig mit Bleistift hinzuskizzieren…Für den Schreiber dieser Zeilen gab es nämlich einen Zeitpunkt, wo er die Feder schrecklich, fürchterlich haßte, woer ihrer müde war, wie ich es Ihnen kaum zu schildern imstand bin…und um sich von diesem Schreibfederüberdruß zu befreien, fing er an zu beleistifteln … Für mich ließ es sich mit Hülfe des Bleistifts wieder besser spielen, dichten; es schien mir, die Schriftstellerei lebe dadurch von neuem auf.« Robert Walser an Max Rychner, 20.06.1927