Aus dem Nebenzimmer

Ein schweigendes Paar bei einer Taxifahrt, ein Party-Smalltalk, der Besuch einer politischen Demonstration, das Überbrücken der Wartestunde zuhause zwischen elterlichem Weihnachtsfest und Clubbing: Die Situationen von Xaver Bayers Erzählungen sind unspektakulär, alltäglich, doch sind sie unterminiert durch kleine Erschütterungen, kurzen Momenten des Zweifelns und Zögerns und dem leisen Wunsch nach Veränderung, dem jedoch nur mit Abgeklärtheit begegnet wird. Bayers Helden will es oft scheinen, als ob das Leben anderswo, ohne sie stattfände. Sie wissen sich bestens aufgeklärt über Gott und die Welt und verstehen sich darauf, nicht durch wirkliches Handeln aufzufallen.
Lakonisch und anspielungsreich erzählt Xaver Bayer Geschichten von erschreckend skurriler Tragikomik, deren Protagonisten sich vor lauter ironischer Distanz nicht mehr einmengen ins Leben, weder in das der anderen noch ins eigene, als hätte das Leben keinen Platz im Körper.
Aus dem Nebenzimmer umfasst verstreut erschienene wie auch unveröffentlichte Kurzprosa, Versuche, Gedichte und Short Stories. Die Auswahl der Texte spannt einen Bogen von der Jahrtausendwende bis in die Gegenwart. Zu entdecken ist hier die stupende Vielgestaltigkeit eines stringent eigenständigen Werks.